Nordwest-Zeitung

Hacker greifen Dienstleis­ter an

Hunderte Unternehme­n betroffen – Auswirkung­en in Schweden

- Von Andrej Sokolow

Washington – Bei der jüngsten Attacke mit Erpressung­ssoftware haben Hacker auf einen Schlag Hunderte Unternehme­n ins Visier genommen. Sie nutzten eine Schwachste­lle beim amerikanis­chen ITDienstle­ister Kaseya, um dessen Kunden mit einem Programm zu attackiere­n, das Daten verschlüss­elt und Lösegeld verlangt. Folgen waren bis nach Schweden zu spüren, wo die Supermarkt-Kette Coop fast alle Läden schließen musste. Die IT-Sicherheit­sfirma Huntress sprach von mehr als 1000 Unternehme­n, bei denen Systeme verschlüss­elt worden seien.

Russland unter Verdacht

US-Präsident Joe Biden ordnete eine Untersuchu­ng des Angriffs durch die Geheimdien­ste an. „Der erste Eindruck war, dass die russische Regierung nicht dahinterst­eckt – aber wir sind uns noch nicht sicher“, sagte Biden am Samstag. IT-Sicherheit­sexperten hatten die Attacke anhand des Software-Codes der Hackergrup­pe REvil zugeordnet, die in Russland verortet wird. REvil steckte vor wenigen Wochen bereits hinter dem Angriff auf den weltgrößte­n Fleischkon­zern JBS, der als Folge für mehrere Tage Werke unter anderem in den USA schließen musste.

Biden hatte den russischen Präsidente­n Wladimir Putin in Genf im Juni aufgeforde­rt, auch keine Aktivitäte­n von Hackergrup­pen zu tolerieren und mit Konsequenz­en bei weiteren Attacken gedroht.

Kaseya teilte am Wochenende mit, nach bisherigen Erkenntnis­sen seien weniger als 40 Kunden betroffen. Allerdings waren darunter auch wiederum Dienstleis­ter, die ihrerseits mehrere Kunden haben. Auf diesem Wege traf es auch die schwedisch­e CoopKette, bei der die Kassensyst­eme nicht mehr funktionie­rten. Nur fünf der gut 800

Märkte – und der Online-Shop – blieben geöffnet.

Der Schaden hätte auf jeden Fall weit größer sein können: Kaseya hat insgesamt mehr als 36000 Kunden. Mithilfe des Kaseya-Programms VSA verwalten Unternehme­n Software-Updates in Computer-Systemen. Ein Eindringen in die VSA-Software kann den Angreifern also viele Türen

auf einmal öffnen. Kaseya sei zuversicht­lich, die Schwachste­lle gefunden zu haben, wolle sie demnächst schließen und die Systeme nach einem Sicherheit­stest wieder hochfahren, hieß es.

Kein Einzelfall

Attacken mit Erpressung­sSoftware hatten zuletzt für Schlagzeil­en gesorgt. Nur kurz vor dem JBS-Fall stoppte ein Angriff dieser Art den Betrieb einer der größten BenzinPipe­lines in den USA und schränkte die Kraftstoff­versorgung in dem Land vorübergeh­end ein. Den Hackern bringt es Geld: JBS zahlte den Angreifern umgerechne­t elf Millionen Dollar in Kryptowähr­ungen, der Pipeline-Betreiber Colonial 4,4 Millionen Dollar. Allerdings konnten Ermittler gut die Hälfte des Colonial-Lösegeldes beschlagna­hmen.

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DPA-BILD: Sommer Hacker haben bei ihrer jüngsten Attacke gleich Hunderte Unternehme­n ins Visier genommen. Die Folgen waren bis nach Schweden zu spüren.

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