Nordwest-Zeitung

Oldenburge­r Café Klinge schließt nach 137 Jahren

Café wird am Sonntag geschlosse­n – Haus wurde an einen Südoldenbu­rger Unternehme­r verkauft

- BILD: Thomas Husmann

Eine 137-jährige Familientr­adition endet an diesem Sonntag: Das Café Klinge am Theaterwal­l in Oldenburg gegenüber dem Julius-Mosen-Platz schließt nach dem letzten Öffnungsta­g am 1. August seine Türen. Jutta und

Christian Klinge (Bild) haben das Traditions­haus verkauft. Ein neuer Pächter wird gesucht. Möglicherw­eise bleibt sogar der Name bestehen. Und doch geht ein Stück Oldenburge­r Geschichte. Im Jahr 1884 hatte Ludwig Christian

Friedrich Klinge die Konditorei mit Café übernommen. Er überzeugte auch den Großherzog Nikolaus Friedrich Peter und wurde Lieferant des Oldenburge­r Hofes.

Oldenburg – Nach 137 Jahren ist Schluss: Das Café Klinge am Theaterwal­l schließt am Sonntag, 1. August, seine Türen. Christian Klinge hat das Haus an einen Südoldenbu­rger Unternehme­r aus der Nahrungsmi­ttelbranch­e verkauft, der namentlich nicht genannt werden möchte. Wann und in welcher Form das Café wieder öffnet, steht noch nicht fest, erklärte der neue Inhaber in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Er suche nach einem geeigneten Pächter, der nach einer Sanierung und Renovierun­g das Geschäft möglichst im gewohnten Stil weiterführ­t. Es gibt bereits erste Interessen­ten, der Name Café Klinge kann bestehen bleiben.

Einziges Kind

Christian Klinge begründet seinen Schritt zum einem mit dem Alter, er ist 61, und zum anderen damit, dass sich in seiner Familie niemand gefunden hat, der den Betrieb weiterführ­en möchte. Tochter und Sohn hätten abgewunken. Damit endet in Oldenburg an dieser Adresse eine Konditoren-Geschichte, die im Jahr 1884 begann. Mit dem Gedanken, die Konditorei und das Café am Theaterwal­l zu verkaufen, haben Christian Klin

ge und seine zweite Ehefrau Jutta schon seit fünf Jahren gespielt. „Als einziges Kind meiner Eltern stand, als ich als kleiner Knirps gerade über die Tischkante gucken konnte, für die Stammgäste schon fest, dass ich das Café fortführen werde, wenn ich groß bin“, erzählt Klinge schmunzeln­d. Nach seiner Konditorau­sbildung bei Schindler in Kreyenbrüc­k

von 1979 bis 1982 und Meisterprü­fung verschlug es ihn in die große weite Welt. Sein Vater starb früh im Alter von 50 Jahren, seine Mutter wollte aber, dass sich ihr Sohn umschaute. Klinge fuhr auf dem Kreuzfahrt­schiff MS Europa, arbeitete für eine Hotelkette in Südostasie­n, ging nach Berlin und Bremen und kehrte schließlic­h nach Oldenburg

zurück und übernahm im März 1986 das Café.

Pralinen und Schokolade

Geöffnet ist zum letzten Mal an diesem Mittwoch, Samstag und Sonntag. Dann schließen Christian und Jutta Klinge die Eingangstü­r zum letzten Mal für ihre Kundschaft auf – ein paar Tage Zeit

zum Abschied nehmen. Auf den Landpartie­n in der Region bleiben sie aber vertreten, verkaufen ihre köstlichen handgemach­ten Pralinen und Schokolade­n. So werden die Oldenburge­r auch nicht auf die Grünkohlpr­alinen oder die Pulverturm- und Lappanmoti­ve verzichten müssen. Auch die Laura-Carolinen-Schokolade, benannt nach Klinges

Tochter und Urgroßmutt­er wird weiterprod­uziert. Zunächst sogar noch in der Backstube am Theaterwal­l – so ganz aufhören will Christian Klinge dann nämlich doch nicht.

Die Geschäfte der ersten Ehefrau von Christian Klinge, Petra, an der Alexanders­traße und am Hochheider Weg bleiben geöffnet.

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 ?? BILD: Thomas Husmann ?? Öffnen am 1. August zum letzten Mal das Café Klinge am Theaterwal­l: Jutta und Christian Klinge.
BILD: Thomas Husmann Öffnen am 1. August zum letzten Mal das Café Klinge am Theaterwal­l: Jutta und Christian Klinge.
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BILD: alt-oldenburg.de Flanierstr­aße: Der Theaterwal­l war für den Spaziergan­g sehr bleibt. Das Café Klinge galt als einer Klatsch- und Heiratsbör­se
 ?? BILD: Stadtmuseu­m ?? Vor 1900: Blick in den Theaterwal­l hinein. Rechts im Bild ist noch eine Ecke von der Alten Feuerwache zu sehen.
BILD: Stadtmuseu­m Vor 1900: Blick in den Theaterwal­l hinein. Rechts im Bild ist noch eine Ecke von der Alten Feuerwache zu sehen.
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BILD: Stadtmuseu­m Rechts die Alte Feuerwache am Julius-Mosen-Platz, links das Café Klinge.
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BILD: Stadtmuseu­m Das Café Klinge mit Siegessäul­e

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