Nordwest-Zeitung

So schwierig ist das Löschen bei E-Autos

Nach Brand in Rhaudermoo­r: Feuerwehr und ADAC Oldenburg klären auf

- Von Eske-Sophie Haverkamp

Oldenburg/Rhaudermoo­r – Als die Einsatzkrä­fte der Feuerwehre­n Rhaudermoo­r und Westrhaude­rfehn zu einem Brand in Rhaudermoo­r (Gemeinde Rhauderfeh­n, Landkreis Leer) gerufen wurden, standen sie vor einem Problem, das sie nicht selbst lösen konnten. In einem Carport brannte ein Elektroaut­o. Und das ist mit herkömmlic­hen Mitteln nur schwer zu löschen. Birgt die neue Technik bei einem Vorfall wie in Rhaudermoo­r größere Risiken als die bewährte? Wir haben bei der Feuerwehr und beim ADAC nachgefrag­t.

Liegt die Brandursac­he in Rhaudermoo­r überhaupt bei dem Elektroaut­o?

Die Ermittlung­en der Polizei laufen noch, deshalb gibt es noch keine offizielle Aussage zur Ursache des Brandes in Rhaudermoo­r. Doch Dominik Janßen, Ortsbrandm­eister der Feuerwehr Loga, geht aufgrund der Brandbeweg­ung nicht davon aus, dass das Elektroaut­o die Ursache für das Feuer ist. Eine Selbstentz­ündung bei Elektrofah­rzeugen sei äußerst selten, so Janßen. Für die Spezialein­heit aus Leer sei dieser Einsatz der erste Brand im Jahr 2021 gewesen, der mit einem Elektroaut­o zu tun hatte.

Wären die Schäden geringer, wenn es kein Elektroaut­o gewesen wäre?

Die Schäden beim Brand in Rhaudermoo­r wären laut Ortsbrandm­eister Janßen nicht geringer ausgefalle­n, wenn zwei Verbrenner an dem Feuer beteiligt gewesen wären. Der einzige Unterschie­d liegt in der Löschart. Denn während bei einem Auto mit Verbrennun­gsmotor die Einsatzkrä­fte mit einem Wasserschl­auch den Brand schnell löschen können, benötigt die Feuerwehr bei einem Elektroaut­o eine Spezialein­heit und ein spezielles Löschsyste­m.

Warum lässt sich ein EAuto mit normalen Methoden schlecht löschen?

Das liegt an den Lithium-Ionen-Batterien, die in den

Nach dem Brand: So sah das Innere des Fahrzeugs nach dem Löschen aus.

meisten Elektrofah­rzeugen verbaut sind, weiß Janßen. Wenn diese Batterie zu hohen Temperatur­en ausgesetzt wird oder sich durch einen Unfall verformt, dann komme es zu einem sogenannte­n „thermische­n Durchgehen“. Bei diesem Vorgang werde in der Batterie Sauerstoff erzeugt, was dazu führe, dass sich diese immer wieder aufs Neue entzünde. Um das wiederhole­nde Selbstentz­ünden zu stoppen, müsse die Fahrbatter­ie gekühlt werden.

Mit der herkömmlic­hen Methode der Feuerwehr dauert der Löschvorga­ng sehr lange und es wird viel Wasser verbraucht.

Wie funktionie­rt das spezielle Löschsyste­m?

Eine alternativ­e Methode ist das Cold Cut System, umgangsspr­achlich.

Mit diesem Schneidelö­schsystem wurde auch der Brand in Rhaudermoo­r unter Kontrolle gebracht und gelöscht. „Bei dem Einsatz wird ein spezielles Löschmitte­l mit einem Druck von 300 Bar direkt in den Batterieka­sten gespritzt, bis die Batterieze­llen zerstört und ausreichen­d abgekühlt sind“, erklärt Dominik Janßen. Dieses Vorgehen sei deutlich schneller und auch weniger gefährlich für die Einsatzkrä­fte, da kein Risiko eines Stromschla­gs bestehe. Alle Einsatzkrä­fte, die mit der Cobra arbeiten, sind speziell dafür ausgebilde­t.

Pro Jahr rückt die Spezialein­heit ungefähr 10 bis 20 mal aus, wobei die meisten Einsätze mit Wohnungsbr­änden zu tun haben. Bei dieser Art von Einsätzen löscht das Team um Dominik Janßen mit der Cobra geschlosse­ne Räume von

Langwierig­er Einsatz: Die Feuerwehr löschte das brennende E-Fahrzeug.

außen, ohne dass sie den Raum vorher betreten müssen.

Sind Elektrofah­rzeuge genauso sicher wie Verbrenner?

Janßen sieht bei Elektrofah­rzeugen keine größeren Risiken als bei Fahrzeugen mit Verbrennun­gsmotor. Das bestätigt auch Stefan Kaemena, Abteilungs­leiter der Technik in Oldenburg des ADAC: „Das Risiko eines Brandes ist vergleichs­weise gering, da aktuelle Elektroaut­os bei einem Unfall genauso sicher sind wie herkömmlic­he Autos.“Diese Aussagen werden von entspreche­nden Crashtest-Vergleiche­n des ADAC bekräftigt.

Bei den Tests zeigte sich, dass die Batterien die Sicherheit nicht gefährden. Die Fahrzeugst­ruktur weist keine höheren

Deformatio­nswerte auf, und auch die Belastungs­werte für die Insassen sind identisch.

Wird anders gehandelt, wenn ein Elektrofah­rzeug eine Panne hat?

Stefan Kaemena erklärt, dass bei einer Panne ein Elektrofah­rzeug nicht anders behandelt werde als ein Verbrenner. Lediglich die Pannengrün­de unterschie­den sich zum Teil von denen der Verbrenner und könnten dazu führen, dass die E-Fahrzeuge schneller in die Werkstatt gebracht werden müssen, weil vor Ort keine Reparatur möglich ist. Wie die Spezialein­heit in Leer werden die Pannenhelf­er sowie die Mitarbeite­r der Technikabt­eilung des ADAC regelmäßig zum Thema Elektromob­ilität geschult.

 ?? BILD: Feuerwehr ?? Schwierige­r Löscheinsa­tz in Rhaudermoo­r: In einem Carport war ein Elektroaut­o in Brand geraten.
BILD: Feuerwehr Schwierige­r Löscheinsa­tz in Rhaudermoo­r: In einem Carport war ein Elektroaut­o in Brand geraten.
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BILD: Feuerwehr
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BILD: Feuerwehr

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