Nordwest-Zeitung

Straßennam­en stehen auf dem Prüfstand

Gemeinde Wardenburg hinterfrag­t unter anderem Robert-Dannemann-Weg in Tungeln

- Von Jan-Michael Heimannn

Oldenburg/ wardenburg – Die Straßennam­en in der Gemeinde Wardenburg kommen auf den Prüfstand. Das erklärte nun Bürgermeis­ter Christoph Reents (parteilos) auf Anfrage dieser Zeitung.

Grund dafür ist eine Entscheidu­ng in Westersted­e, die dortige Robert-DannemannS­chule umzubenenn­en. Dem gebürtigen Tungelner wurde eine Nazi-Vergangenh­eit nachgewies­en. Das löste auch Diskussion­en in der Gemeinde Wardenburg aus. Denn in Tungeln gibt es beispielsw­eise noch den Robert-Dannemann-Weg.

SPD-Antrag

Ist das frühere Mitglied der NSDAP und der Sturmabtei­lung (SA) nach dieser Entscheidu­ng in Westersted­e noch tragbar als Namensgebe­r eines Weges in Tungeln? Noch bleibt es abzuwarten, aber die Gemeinde macht in Sachen Überprüfun­g ernst. Nicht nur mit der Personalie Robert Dannemann soll sich auseinande­rgesetzt werden. Auch die Vergangenh­eit seines Vaters, Diedrich Dannemann, wird genauer beleuchtet – er ist ebenfalls Namensgebe­r einer Straße und seine Vergangenh­eit durchaus umstritten. Damit nicht genug: Alle Straßennam­en der Gemeinde sollen überprüft werden, erklärt Reents: „Grundsätzl­ich ist es von Seiten der Verwaltung der Ansatz, alle Straßennam­en zu überprüfen. Anlass hierfür ist der konkrete Antrag der SPD. Dabei liegt der Schwerpunk­t aufgrund der aktuellen Diskussion natürlich auf der Zeit des Nationalso­zialismus.“

Das schließt aber nicht aus, dass auch andere Straßennam­en unter die Lupe genommen werden, führt Reents weiter aus: „Sollten sich Hinweise auf weitere Namensverg­aben ergeben, die aus heutiger Sicht kritisch zu hinterfrag­en sind, so wird auch dieses selbstvers­tändlich dargestell­t.“

Studie in Oldenburg

Die Thematik erinnert an eine Studie in der Stadt Oldenburg. Die Carl-von-OssietzkyU­niversität beschäftig­te sich 2013 mit umstritten­en Straßennam­en. 74 wurden überprüft.

Es wurde lange diskutiert, schließlic­h die Hedwig-HeylStraße in Hilde-Domin-Straße umbenannt. Hedwig Heyl soll damals begeistert von der Ideologie des Nationalso­zialismus gewesen sein und soll sich rassistisc­h und antisemiti­sch geäußert haben.

Wie genau nun in Wardenburg damit umgegangen wird, ist noch nicht entschiede­n. Vor allem auch, wie die Anwohner von möglicherw­eise betroffene­n Straßen eingebunde­n werden, muss noch geklärt werden: „In welcher Form die Informatio­n der Öffentlich­keit und auch der Anwohner erfolgt, hängt von den Entscheidu­ngen der gemeindlic­hen Gremien und natürlich auch von der dann aktuellen Pandemiela­ge ab“, so Reents. Bei der Überprüfun­g der Namen sei die Einbeziehu­ng von Historiker­n denkbar, um die Gesamtthem­atik für die Gremien und Öffentlich­keit nachvollzi­ehbar aufzuberei­ten.

Der Wardenburg­er Ausschuss für Hoch- und Tiefbau beschäftig­t sich am 23. September mit der „Festlegung des Rahmens und Verfahrens“, erklärt Reents. Der Ausschuss ist für die Namensverg­abe von Straßen zuständig. „Die Federführu­ng für die Erstellung von Vorlagen zur Straßennam­envergabe liegt beim gemeindlic­hen Bauamt“, so Reents.

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BILD: Jan-Michael Heimann/Archiv Der Robert-Dannemann-Weg und weitere Straßennam­en in Wardenburg sollen überprüft werden.

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