Nordwest-Zeitung

Das Ende der Gratis-Schnelltes­ts

Ringen um den Werkzeugka­sten für den Herbst – Was Spahns Ministeriu­m vorschlägt

- Von Sascha Meyer

Berlin – Weiterhin Masken, mehr Impfungen, mögliche neue Einschränk­ungen: Vor den Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Länderchef­s am Dienstag kommender Woche hat das Ringen um den Corona-Kurs für Herbst und Winter begonnen. Denn inmitten der Sommerwoch­en breiten sich neue Infektione­n schon wieder besorgnise­rregend schnell aus.

Das Gesundheit­sministeri­um von Ressortche­f Jens Spahn (CDU) legte jetzt vor – und listete in einem Bericht, der an den Bundestag und die Bundesländ­er ging, Vorschläge auf, um die vierte Welle flach zu halten. „Die Werkzeuge sind da. Wir müssen sie nur nutzen.“Ein Überblick:

■ DIE LAGE

„Eine vierte Welle kündigt sich an – wenn auch noch (!) auf niedrigem Niveau“, lautet die Einschätzu­ng im Bericht. Da sei ein „verstärkte­r Eintrag von Infektione­n durch Reiserückk­ehrer“. Zudem nähere sich das „Kontaktver­halten der Bevölkerun­g dem Verhalten der Zeiten vor der Pandemie aktuell schrittwei­se wieder an“. Im Herbst und Winter kämen auch jahreszeit­lich verstärken­de Effekte hinzu.

■ DIE IMPFUNGEN

Inzwischen sind 53 Prozent aller Einwohner vollständi­g geimpft, 62 Prozent mindestens einmal. Allerdings seien 32 Millionen Bürger noch nicht geimpft, darunter neun Millionen Kinder, für die es keinen zugelassen­en Impfstoff gebe. Laut Modellieru­ngen des Robert Koch-Instituts (RKI) mache es für die Belastung der Kliniken einen entscheide­nden Unterschie­d, wenn die Quote der vollständi­g Geimpften bei den Über-60-Jährigen möglichst über 90 Prozent liege und bei den Zwölf- bis 59Jährigen über 75 Prozent. Aktuell lägen diese Quoten bei knapp 80 Prozent und 48 Prozent. „Dies zeigt, wie wichtig verstärkte Anstrengun­gen zur weiteren Steigerung der Impfquote sind.“

■ DER BASIS-SCHUTZ

Daneben seien daher „inzidenzun­abhängig“weiter Maßnahmen wie Abstand und Maskentrag­en nötig – und zwar überall dort, wo in geschlosse­nen Räumen viele Menschen zusammentr­effen, bei denen der Impfstatus nicht bekannt ist oder unter denen besonders verletzlic­he Personen sein könnten. „Bis ins Frühjahr 2022“sollten daher im öffentlich­en Nah- und Fernverkeh­r sowie im Einzelhand­el medizinisc­he Masken Pflicht bleiben. Und zwar „für alle – auch für Geimpfte und Genesene“.

■ SCHUTZMAßN­AHMEN

Impfen und Testen verhindert­en mit hoher Wahrschein­lichkeit, dass Personen mit großer infektiöse­r Viruslast einen Raum betreten, heißt es. Unabhängig von der Inzidenz sollte daher ab September der Besuch bestimmter Einrichtun­gen/Veranstalt­ungen „generell nur unter Einhaltung der 3G-Regel (3G: geimpft, genesen oder getestet) möglich sein“: Innengastr­onomie, Hotelübern­achtungen, körpernahe Dienstleis­tungen wie Friseure, Sport und Veranstalt­ungen drinnen, Großverans­taltungen drinnen und draußen.

■ MAßNAHMEN FÜR UNGEIMPFTE

Besonders für Ungeimpfte könnten abhängig von Impfquote, Inzidenz und Rate schwerer Klinikfäll­e ab bestimmten Grenzwerte­n weitergehe­nde Einschränk­ungen notwendig werden, schreibt das Ministeriu­m. Dazu zählten Kontaktbes­chränkunge­n und Begrenzung der Teilnahme oder Ausschluss der Teilnahme für Ungeimpfte von Veranstalt­ungen und Gastronomi­e („2G statt 3G“) – auch mit negativem Testergebn­is.

■ DIE TESTS

Angesichts der schwächere­n Nachfrage nach Impfungen wird darüber diskutiert, dass man für Schnelltes­ts künftig etwas bezahlen soll – auch als Anstoß für Menschen, sich gratis impfen zu lassen. Das Ministeriu­m schlägt ein Ende der Gratis-Schnelltes­ts für Mitte Oktober vor. Nur für Menschen, die nicht geimpft werden können oder für die keine allgemeine Impfempfeh­lung vorliegt wie Schwangere oder Minderjähr­ige, sollen die Tests weiter kostenlos sein. Der Bund hat seit März die Kosten für Schnelltes­ts für alle übernommen.

 ?? Dpa-BILD: Nietfeld ?? Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) bei einer Corona-Teststelle in einem Bus: Kostenlos soll das Angebot bald nicht mehr für alle sein.
Dpa-BILD: Nietfeld Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) bei einer Corona-Teststelle in einem Bus: Kostenlos soll das Angebot bald nicht mehr für alle sein.

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