Steilvorlage für Donald Trump
Mit dem Drohnenangriff gegen ISIS-Mitglieder, den das US-Verteidigungsministerium am Wochenende als Erfolg zu verkaufen suchte, will sich Präsident Joe Biden auch innenpolitisch Luft verschaffen. Handlungsstärke soll demonstriert werden zu einem Zeitpunkt, wo die Opposition seinen Rücktritt oder eine Amtsenthebung fordert und selbst Parteifreunde öffentlich von einem „Desaster“in der Afghanistan-Abzugsstrategie sprechen.
Doch was werden die Folgen für den 78-Jährigen sein, dessen Amtstauglichkeit nun so deutlich wie nie zuvor infrage gestellt wird?
Zurücktreten wird Biden nicht. Der Präsidenten-Job ist sein Lebenstraum gewesen, und schließlich hat er schon andere Fehlleistungen, an denen er politisch beteiligt war, überlebt: den US-Abzug aus dem Irak, der erst ISIS dort die Tür weit öffnete. Das Libyen-Fiasko, das mit einem toten US-Botschafter endete. Oder sein interner Widerstand gegen die Tötung von Osama Bin Laden, wobei ihn Barack Obama gottlob überstimmte.
Biden wird weiter abstreiten, dass Teile der fatalen Strategie – von der Aufgabe des Stützpunktes Bagram über die Zurücklassung von Waffen bis zum nicht klug gestaffelten Truppenabzug – auf seinem persönlichen Mist gewachsen sind. Doch entlassen will er weder die für das Dilemma mit verantwortlichen Minister noch seine ahnungslosen oder von ihm überstimmten Generäle.
Augen zu und durch heißt die Devise. Mit der Hoffnung, dass Afghanistan und die Schreckensbilder aus den Schlagzeilen verschwinden werden.
Politisch überleben wird Biden wohl seine Amtszeit, denn Amerikas Konservativen fehlen schließlich momentan die Kongress-Mehrheiten, um ihn abzusetzen.
Doch abgerechnet wird für die Demokraten auf dem Kapitol bei den Zwischenwahlen 2022 und dann spätestens im Präsidentschaftsrennen 2024. Und für letzteres gilt: Biden hat durch seinen Statur-Verlust dem lauernden Ex-Präsident Donald Trump jetzt eine klassische Steilvorlage für eine erneute Kandidatur geliefert.
Auf so eine Gelegenheit hat dieser nur gewartet.
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