„Kunst muss Kontroversen auslösen“
Leon Löwentraut ist ein aufstrebender Jungmaler – und hat große Pläne in der Kunstwelt
Er hat mehr als 223 000 Follower auf Instagram, das „Forbes“-Magazin hält ihn für einen der 30 wichtigsten Personen aus dem deutschsprachigen Raum unter 30 Jahren. Leon Löwentraut im Gespräch über seine Erfolge – und seine Kritiker.
Sie sind zwar noch so jung, aber schon so lange im Geschäft, dass Sie da vielleicht Veränderungen bemerkt haben: Verkaufen Sie Ihre Bilder heute anders als früher? Und welche Rolle spielen dabei Instagram & Co.? Löwentraut: Instagram ist für mich tatsächlich im Moment eine Plattform, mit der ich mich viel beschäftige – einfach um das zu präsentieren, was ich mache. Es ist aber lediglich eine Darstellungsplattform. Die Vernissagen, die Einladungen, die Performances, die Diskussionen, die man führt, also der klassische Weg, das ist schon das Kerngeschäft.
Wie sehen Sie den Umgang von Galeristen mit jungen Künstlern?
Löwentraut: Auch die alteingesessenen Galerien haben ja irgendwann mal angefangen und ich würde mir da schon mehr Aufgeschlossenheit wünschen. Ich finde es, ehrlich gesagt, manchmal schwierig, wie Galeristen über junge Künstler sprechen. Wie viele Bilder haben diese Galeristen denn schon gemalt? Wissen die wirklich, wie es ist, im Atelier zu sein? Das ist alles auch eine extremste Anstrengung.
Ein Künstler ist ja als Künstler geboren und hat keine andere Möglichkeit, als Künstler zu sein und sich mit der Kunst und dem Leben auseinanderzusetzen. Darum sind mir Urteile anderer Künstler wichtiger als die von Galeristen, und wenn jemand wie Hermann Nitsch oder Georg Baselitz sagt: Finden wir cool, was Du machst, neu und spannend, dann freut mich das sehr.
Wie wichtig ist es Ihnen, zu gefallen? Löwentraut: In erster Linie male ich ja nicht, um irgendjemandem zu gefallen. Ich male einfach für mein Leben gerne und experimentiere sehr viel. Das ist alles pure Leidenschaft. Kunst darf auch nicht gefallen. Kunst muss zur Diskussion anregen, Kunst muss Kontroversen auslösen.
Welche Kontroverse löst Ihre Kunst denn aus? Löwentraut: Ich glaube, die Leute können nicht so richtig einschätzen, in welche Richtung es mit meiner Kunst geht. Ich will in den größten Museen der Welt hängen und werde meine diesbezüglichen Ziele voller Elan verfolgen. Alles, was man sich vorstellen kann, ist auch realisierbar. Und alles, was ich bislang angekündigt habe, ist auch so eingetreten. Ich bin mir immer treu geblieben und irgendwann wurden auch die Namen der Museen immer besser. Natürlich müssen wir froh sein, dass wir in einem Land leben, in dem jeder seine Meinung haben kann, aber ich bitte einfach darum, dass man mir noch die Zeit lässt, mich zu entwickeln. Mit 23 darf man das hoffentlich noch.
Der Kurator ihrer aktuellen Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum in München sagt, sie könnten auch junge Leute für Kunst begeistern, weil Sie ihre Sprache sprechen. Welche Sprache ist das? Löwentraut: Es ist die Sprache einer Generation, die ihr ganzes Leben noch vor sich hat, die hungrig und dynamisch ist. Es ist natürlich auch die Generation Instagram. Ich kenne keinen einzigen Menschen, der keinen InstagramAccount hat. Das alles ist Teil dieser Generation geworden. Die Zeit bleibt nicht stehen und das sollte man hinnehmen. Es ist toll, dass durch die sozialen Medien Plattformen geschaffen werden, auf denen auch junge Künstler sich selber verwirklichen können.
Können Sie Arbeit und Freizeit trennen? Löwentraut: In diesen Kategorien denke ich nicht. Ich habe unheimlich Spaß bei der Sache, male unheimlich gerne und meine Arbeit ist Vollzeitbeschäftigung. Und wenn ich nicht male, denke ich über Kunst nach. Selbst, wenn ich jetzt keinen Erfolg mehr hätte, würde ich weitermalen.