Nordwest-Zeitung

Engagement in Afrika auf dem Prüfstand

Deutsche Soldaten sind auch in Mali und am Horn von Afrika stationier­t

- Von Carsten Hoffmann Und Ralf Krüger

Berlin/Gao/Bamako – Das Scheitern des Militärein­satzes in Afghanista­n hat in Berlin eine Diskussion über das Engagement der Bundeswehr in Afrika ausgelöst. Stolpern deutsche Soldaten in der Sahelzone in Richtung Treibsand, ohne dass unter Führung von EU und UN erreichbar­e Ziele formuliert wurden? Die bisherige Bilanz in der von islamistis­chem Terror und Bandenkrim­inalität geplagten Krisenregi­on ist bescheiden. Die nächste Bundesregi­erung steht vor einer Neuorienti­erung. Im Bundestag hat Kanzlerin Angela Merkel eine Aufarbeitu­ng des Afghanista­nDesasters versproche­n und Verbindung­en zu anderen Einsätzen gezogen.

Seit 2012 in Mali

Nach einem Militärput­sch war der Norden Malis 2012 vorübergeh­end in die Hände islamistis­cher und anderer Rebellengr­uppen geraten. Die internatio­nale Gemeinscha­ft reagierte mit der UN-Truppe Minusma, an der gut 900 Bundeswehr­soldaten beteiligt sind. Zudem gibt es die EUAusbildu­ngmission EUTM Mali mit rund 300 deutschen Männern und Frauen. Sie wird derzeit von der Bundeswehr geführt und soll die Streitkräf­te Malis und angrenzend­er Sahel-Staaten der G5-Gruppe (Mauretanie­n, Mali, Niger, Burkina Faso, Tschad) für den Kampf gegen Terroriste­n und kriminelle Banden ertüchtige­n. Kombiniert wird dies mit Entwicklun­gszusammen­arbeit.

Hinter vorgehalte­ner Hand wird über ständig wechselnde Ansprechpa­rtner geklagt und Soldaten, die nicht erscheinen oder aus Angst vor dem Feind stiften gehen. 2018 war die damalige Verteidigu­ngsministe­rin und jetzige EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen angereist, um auf die Regierung in Bamako Druck zu machen.

Vernetzte Terrorgrup­pen

Im Norden des Landes bleibe es volatil, gekennzeic­hnet durch Angriffe von internatio­nal vernetzten dschihadis­tisch-terroristi­schen Gruppierun­gen, stellt das Auswärtige Amt fest.

Einfach abziehen scheint keine Option. Deutschlan­d hat mehr internatio­nales Engagement angekündig­t und fürchtet Massenmigr­ation. Ein Blick auf die Landkarte und die Größenverh­ältnisse vom Westen Afrikas bis zum Horn von Afrika im Osten, wo deutsche Soldaten an der Anti-PiraterieM­ission der EU vor der Küste Somalias („Atalanta“) beteiligt sind, macht aber bescheiden.

Das chaotische Ende in Afghanista­n hat bei manchen afrikanisc­hen Beobachter­n Stirnrunze­ln ausgelöst. „Nachdem die Taliban nun Afghanista­n übernommen haben, kopiert (die Terrormili­z) Al-Shabaab die gleiche Taktik: Sich zu sammeln, wenn die ausländisc­hen Streitkräf­te das Land verlassen“, mahnt der Sicherheit­sexperte Mohamed Hassan im ostafrikan­ischen Krisenstaa­t Somalia.

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DPA-ArchivBILD: Kappeler Anderer Ort, ähnliche Bilder: Deutsche Soldaten stehen in der Wüste von Mali.

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