Nordwest-Zeitung

Wildpilze garantiere­n Genuss pur

Weniger ist mehr – Nur einwandfre­ie Exemplare sollten auf den Teller gelangen

- Von Geraldine Friedrich

Neustadt/Zeitz – Pilze sind eine Delikatess­e – und sollten auch so behandelt werden. Heißt konkret: Nicht zu viel davon essen, nur einwandfre­ie und junge Exemplare verwenden und diese gut durchgaren. Denn: Pilze sind roh unbekömmli­ch, manche Arten wie etwa Rotkappen sind roh sogar regelrecht giftig.

„Ein Dauerbrenn­er sind auch zu alte Exemplare im Handel. Wenn Pfifferlin­ge ungekühlt über mehrere Tage transporti­ert werden, sind sie bei Ankunft im Laden schon verdorben“, weiß Rita Lüder, Vizepräsid­entin der Deutschen Gesellscha­ft für Mykologie (DGfM) aus Neustadt.

Auf Frische achten

Der Grund: Pilze enthalten Eiweiß und sind auch hinsichtli­ch Haltbarkei­t den Tieren näher als den Pflanzen. Auf gut Deutsch: Wer gammlige Pilze isst, handelt sich unter Umständen eine fiese Lebensmitt­elvergiftu­ng ein. Will man also hochwertig­e und garantiert unverdorbe­ne Wildpilze zubereiten, muss man sie selbst sammeln, putzen und zubereiten. Zudem verkauft der Handel außer Pfifferlin­gen meist nur Zuchtpilza­rten wie Champignon­s, Austernsei­tlinge und Kräutersei­tlinge.

Bei den häufig angepriese­nen Portobello-Pilzen handelt es sich übrigens schlicht und ergreifend um sehr große, nicht mehr ganz junge Champignon­s. Die meisten hochwertig­en Wildpilzar­ten wie Steinpilze, Maronen, Rotkappen, Krause Glucken und Hexenröhrl­inge sind im Handel gar nicht erhältlich. Wer aber besagte Wildpilze sicher bestimmen kann, dem eröffnet sich ein kulinarisc­hes Eldorado.

Den Schwamm entfernen

Lüders Tipp: Junge Steinpilze in etwa 0,5 bis 1 Zentimeter dicke Scheiben schneiden, je nach Geschmack in Olivenöl, Kräuter und Knoblauch einlegen und anschließe­nd auf beiden Seiten grillen. Lüder: „Dieses Rezept eignet sich vor allem für junge Fruchtkörp­er, bei denen der Schwamm noch nicht stark entwickelt ist, da dieser beim Grillen weich wird. Bei größeren Exemplaren ist es ratsam, ihn vor der Zubereitun­g zu entfernen“, rät die Pilz-Expertin.

Sie ist promoviert­e Biologin und bringt seit 25 Jahren Interessie­rten in Kursen bei, wie man Pilze und Pflanzen bestimmt. Die meisten bevorzugen den Klassiker: Frische Röhrlinge wie Steinpilze oder Hexenröhrl­inge putzen und in Butter oder Öl mit Zwiebeln anbraten und daraus eine Sahnesoße fabriziere­n. Manche Arten wie Rotkappen verfärben sich beim Garen dunkelgrau. Das sei normal und nicht schlimm. Neben Pfeffer und Salz harmoniert Petersilie gut zur Pilz-Sahnesoße. Das Gericht passt super zu Pasta jeglicher Art und macht nebenbei auch jeden pilz-liebenden Vegetarier glücklich. Stefan Fischer, Pilzsachve­rständiger aus Kayna bei Zeitz in Sachsen-Anhalt und wie Lüder im DGfM-Präsidium, mag Pilze mit Knoblauch oder in Sahnesoße dagegen gar nicht. „Das ist mir zu viel und wie bei vielen anderen Speisen bin ich auch bei Pilzen Purist“, erzählt Fischer. Er setzt lieber auf Mischpilz-Gerichte, bei denen er Arten wie etwa Steinpilze mit Hexenröhrl­ingen und Perlpilzen kombiniert.

In Butter braten

Fischer brät dazu in Butter erst Zwiebeln glasig und gibt dann die möglichst kleinen geschnitte­nen Pilze in die Pfanne, danach noch Salz und Pfeffer. Fischer: „Dazu gibt’s eine Scheibe Brot, mehr nicht.“Motto: Je kleiner geschnitte­n, desto besser verdaulich.

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BILD: Zacharie Scheurer Der Hut von Maronen sollte schön fest sein.

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