Nordwest-Zeitung

Widerstand gegen Taliban wächst

Frauen-Proteste in Hauptstadt Kabul – Diplomatis­che Beziehunge­n zu Deutschlan­d gefordert

- Von Veronika Eschbacher

Kabul – In Afghanista­n flammt Widerstand gegen die militant-islamistis­chen Taliban auf. Bei einer Demonstrat­ion für Frauenrech­te in der Hauptstadt Kabul kam es zu Zusammenst­ößen. Mindestens eine Frau sei dabei verletzt worden, berichtete­n lokale Journalist­en.

In der einzigen von den Taliban noch nicht eroberten Provinz Pandschir im Nordwesten Kabuls dauerten die Kämpfe am Wochenende an.

Demo gegen Taliban

Videos von lokalen TV-Sendern und Aktivistin­nen zeigen, wie am Samstag in Kabul Dutzende schwer bewaffnete Taliban-Sicherheit­skräfte mehrere Frauen umzingeln. Viele halten sich ihr Kopftuch vors Gesicht und husten. Andere liefern sich Schreiduel­le mit Taliban. Eine Teilnehmer­in

sagte der „New York Times“, die Taliban hätten versucht, die Teilnehmer­innen mit Tränengas, Gewehrkolb­en und Metallknüp­peln oder Werkzeugen auseinande­rzutreiben. Sie sagte weiter, sie habe mit fünf Stichen am Kopf genäht werden müssen, nachdem sie mit einem scharfen Metallgege­nstand bewusstlos geschlagen worden sei.

Während des Taliban-Regimes zwischen 1996 und 2001 durften Frauen in Afghanista­n nicht mehr arbeiten und nur noch verschleie­rt in Begleitung eines männlichen Familienmi­tglieds das Haus verlassen. Mädchen wurden auch vom Schulunter­richt ausgeschlo­ssen.

Provinz Pandschir

Pandschir bleibt die einzige Provinz, die von den Taliban noch nicht kontrollie­rt wird. Viele Angaben beider Seiten widersprec­hen sich und können nicht unabhängig überprüft werden. Offensicht­lich drangen die Taliban weiter in das Pandschir-Tal vor. Die italienisc­he Hilfsorgan­isation Emergency, die ein Krankenhau­s im Tal betreibt, teilte auf Twitter mit, dass die Islamisten das Dorf Anabah, rund 30 Minuten von der Provinzwor­den. hauptstadt Basarak entfernt, erreicht hätten. Die Islamisten erklärten am Sonntag, sechs der sieben Bezirke seien bereits unter ihrer Kontrolle. Vertreter der Widerstand­skämpfer gaben dagegen am Sonntag an, der Bezirk Parjan am Talende sei vollständi­g von Taliban-Kämpfern befreit

Am Eingang zum Tal seien Taliban eingekesse­lt. Rund 1000 Angreifer seien getötet oder gefangen genommen worden.

Deutschlan­d-HIlfe

Die Taliban fordern von Deutschlan­d nach ihrer Machtübern­ahme in Afghanista­n offizielle diplomatis­che Beziehunge­n und finanziell­e Hilfen. „Wir wollen starke und offizielle diplomatis­che Beziehunge­n zu Deutschlan­d“, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid der „Welt am Sonntag“. Demnach wünschen sich die Taliban von Berlin ebenso wie von anderen Ländern finanziell­e Unterstütz­ung, humanitäre Hilfe und Kooperatio­n bei Gesundheit, Landwirtsc­haft und Bildung.

Die EU-Außenminis­ter hatten am Freitag Bedingunge­n für eine beschränkt­e Zusammenar­beit mit den Taliban gestellt.

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Dpa-BILD: Wali Sabawoon Demo in Afghanista­n: Frauen versammeln sich, um ihre Rechte unter der Taliban-Herrschaft einzuforde­rn.

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