Jeder Auftritt muss jetzt sitzen
Es gibt einen guten Tipp, den man allen Deprimierten, aber auch allen übermütigen Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern der Parteien geben kann. Sie sollten sich ab und an die Umfrage-Zeitreihen der seriösen Meinungsforscher anschauen. Da findet man seit dem Frühjahr schon mal Schwankungen binnen zwei Wochen von bis zu fünf Prozentpunkten – wobei die Union das zuletzt eher auf der Minus-, die SPD dagegen auf der Plus-Seite und die Grünen sowohl auf der einen wie der anderen erlebten.
Was sagt uns das? Wenn derzeit die SPD in manchen Umfragen relativ deutlich vor der Union führt und die Grünen wiederum hinter CDU/CSU ein paar Punkte zurückhängen – dann ist das zwar ein Hinweis, der auch schon in das Votum des einen oder anderen Briefwählers einfließt. Aber gewonnen oder verloren ist damit noch für keinen etwas. In den Zahlen ist momentan so viel Bewegung, dass vieles denkbar und nichts unrealistisch erscheint. Es gilt aber auch, ganz besonders für die drei großen Parteiblöcke: Jetzt, in den letzten Tagen vor dem Wahlgang, muss jeder Auftritt, jedes Interview sitzen. Ab jetzt wiegt jeder Fehler doppelt schwer. Denn die Zeit, noch etwas zu korrigieren, läuft aus.
Deshalb wundert es ein wenig, dass Union-Kanzlerkandidat Armin Laschet sich mit seinem Zukunftsteam so lange Zeit ließ und dabei so halbherzig agierte. Denn die Trümpfe, die man noch zu haben glaubt, muss man nun ausspielen. Und so richtig und wichtig Inhalte sind: Es sind dann doch die drei Kanzlerkandidaten, auf die es am Ende ankommt. Deshalb spricht so einiges dafür, dass die zwei noch ausstehenden TV-Dreikämpfe von Baerbock, Laschet und Scholz den Charakter von verbalen Entscheidungsschlachten haben werden. Es wird sich zeigen, wer die besten Nerven hat. Und die braucht ja auch eine Kanzlerin oder ein Kanzler in Zeiten großer Herausforderungen und Krisen.
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