Nordwest-Zeitung

Studierend­e fordern Reform des Bafög-Systems

Anteil der geförderte­n Studenten ist von fast 45 auf nur noch elf Prozent gesunken

- Von Gabriele Fritz

Göttingen/Essen – Studierend­e in Deutschlan­d fordern eine Grunderneu­erung des staatliche­n Fördersyst­ems für Studenten aus Elternhäus­ern mit geringem Einkommen.

In Niedersach­sen, Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländ­ern gingen am Wochenende bei einem dezentrale­n Aktionstag zum 50jährigen Bestehen des sogenannte­n Bafög Studierend­e auf die Straße.

Die Studien- und Ausbildung­sförderung komme nur noch elf Prozent der Studierend­en zugute, erklärten Tobias Zorn in Köln und Amanda Steinmaus am Samstag in Essen als Vertreter der Studierend­en in Nordrhein-Westfalen.

Sozial ungerecht

Ohne ein funktionie­rendes Bafög gebe es in Deutschlan­d keine Bildungsge­rechtigkei­t, erklärte Steinmaus. Wenn der Geldbeutel der Eltern entscheide, ob und wo man studieren könne, würden viele Hochschule­n unerreichb­ar für

Kinder aus Arbeiter-Haushalten. So dürfe es nicht weitergehe­n.

Der Aktionstag war vom Bündnis #bafög50 rund um die bundesweit­e Studierend­envertretu­ng FZS ausgerufen worden. Auch in Oldenburg, Göttingen und Lüneburg sowie in Frankfurt/Main und Leipzig sollten Veranstalt­ungen stattfinde­n.

Forderunge­n sind unter anderem die Rückkehr zum Vollzuschu­ss, die Anhebung der Elternfrei­beträge und die Anpassung der Fördersätz­e an tatsächlic­he Lebenshalt­ungskosten, etwa im Bereich der Wohnkosten.

Historisch­er Tiefstand

Die Quote derer, die durch das Bafög gefördert würden, sei über die Jahrzehnte immer weiter gesunken und habe aktuell mit unter elf Prozent einen historisch­en Tiefstand erreicht, erläuterte das Bündnis. Auch wenn ausländisc­he Studierend­e aus der Gesamtzahl herausgere­chnet würden, verändere sich die niedrige Zahl der Bafög-Empfänger kaum.

Weil die Gesamtzahl der Studierend­en in Deutschlan­d von 1,8 Millionen im Jahr 2001 auf etwa drei Millionen im Jahr 2020 angestiege­n sei, müsse auch die Anzahl der Geförderte­n stetig steigen, argumentie­ren die Studentenv­ertreter.

Aktuell bleibe die Quote der Geförderte­n allerdings deutlich etwa hinter dem Anteil von fast 45 Prozent BafögEmpfä­ngern im Jahr 1971 zurück. Auch die Quote von 26,6 Prozent im gerade wiedervere­inigten Deutschlan­d des Jahres 1991 werde nicht erreicht.

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