Bahnarbeiter mit Bauernhaus gelockt
Woher der Johann-Justus-Weg seinen Namen haben könnte
Oldenburg – Die Eichen an der Allee am Johann-Justus-Weg mögen 180 Jahre alt sein, Stadtkämmerer Johann-Justus Harbers (1786 bis 1871) soll ihre Pflanzung veranlasst und bezahlt haben. Eine zweite plausible Erklärung für die Namensgebung der Verkehrsverbindung ist im Buch „Oldenburger Straßennamen“von Friedrich Schohusen nachzulesen. In der Anfangszeit des Weges wohnten dort die Arbeiter Johann Schröder und Johann Kötter. Um die beiden nicht zu verwechseln, gaben Zeitgenossen dem ersten den lateinischen Beinamen Justus – der Gerechte, der Richtige.
Wie auch immer, Johann Schröders Ur-Enkelin Rixta Wähner (77) lebt heute im hinteren Bereich des damals 15000 Quadratmeter großen Grundstücks an der Tannenbergstraße. Ihr Vorfahr war im 19. Jahrhundert aus Lübbecke aus dem Nordosten Westfalens nach Oldenburg gekommen.
Facharbeiter knapp
Und das hatte einen Grund: Das Zentrum des Großherzogtums war am 14. Juli 1867 mit der Eröffnung der ersten Bahnlinie von Oldenburg ins benachbarte Bremen ans Schienennetz angeschlossen worden – verspätet, weil das feindlich gesinnte Hannover den Bahnanschluss immer wieder aus den unterschiedlichsten Gründen zu verhindern wusste. Doch dann war es soweit, die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn ( G.O.E.) ging in Betrieb. Womit die Industriealisierung in der bis dahin durch die Landwirtschaft geprägten Residenzstadt ungeheuer an Fahrt aufnahm.
Damals wie heute waren Facharbeiter knapp. Und so wurde der Eisenbahnschlosser Johann Schröder mit dem Versprechen aus Lübbecke nach Oldenburg gelockt, am Johann-Justus-Weg ein altes Bauernhaus beziehen und das große dahinter liegende Grundstück mit Feldfrüchten bestellen und als Weide fürs Vieh nutzen zu können – quasi als einträglicher Neben
Gruppenbild mit Nachbarn: Familie Schröder wohnte über viele Jahrzehnte hinweg in einem Bauernhaus am Johann-JustusWeg 2.
Erinnert an ihre Vorfahren: Rixta Wähner
erwerb und zur Selbstversorgung.
Bastelbude der Bahn
Auch der Sohn der Familie, Johann Christian Schröder, arbeitete bei der Eisenbahn als Schlosser. Die Bahn hatte sich zu einem der größten Arbeitgeber der Stadt entwickelt. Im Ausbesserungswerk waren in den Hochzeiten von Anfang bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts Hunderte Menschen beschäftigt, im Jahr 1949 waren es 1250. Hinzu kamen die Arbeiter auf dem Verschiebebahnhof und das Personal, das auf den Bahnhöfen, in den Zügen, an den Bahnübergängen und zur Instand
Ende des vergangenen Jahrhunderts: Die alten Bauernhäuser standen da noch am JohannJustus-Weg/Ecke Tannenbergstraße.
haltung der Gleisanlagen im Einsatz war. Die „Bastelbude der Bahn“, so genannt, weil im Oldenburger Ausbesserungswerk neue Techniken und Konstruktionen entworfen und getestet wurden, wurde am 31. Dezember 1983 nach 116 Jahren geschlossen. Die Bahn hatte die Ausbesserungsarbeiten an ihren Waggons auf andere Standorte konzentriert. Dort, wo einst die Werkhallen standen, fahren heute Busse am ZOB ab, parken Autos oder werden demnächst Häuser auf dem EWE-Gelände gebaut.
Die Reste des Ringlokschuppens sind ein letztes Zeugnis dieser für Oldenburg so bedeutenden Geschichte. Und auch die baufällig gewordenen
Blick über den Bahnhof hinweg: Im Hintergrund sind die Gebäude des Ausbesserungswerkes zu sehen (heute der ZOB).
Häuser mit den Nummern 1 und 2 am Johann-Justus-Weg sind Neubauten gewichen, das von Rixta Wähner mit der Nummer 2 im Jahr 2011. Die Andenken und Erinnerungen daran hält sie in Ehren.