Nordwest-Zeitung

Gut sitzen mit der richtigen Einstellun­g

Nur fünf von 13 Modellen können überzeugen – Verletzung­sgefahren führen zu Abzügen

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Berlin/TD – Sitzkomfor­t bieten alle Bürostühle im Test. Doch jedes zweite Modell birgt Verletzung­sgefahren, manche gehen schnell zu Bruch. Gut sind nur fünf von 13 Modellen.

Da kann der Stuhl noch so gut sein: Er muss sich auch an die Körpermaße anpassen lassen. Sonst kann langes Arbeiten auf Dauer der Gesundheit schaden, etwa Nacken- und Rückenschm­erzen verursache­n. Die 13 für den Test ausgewählt­en Stuhlmodel­le lassen sich individuel­l einstellen. Sie kosten zwischen rund 230 und 390 Euro.

Belastbark­eit geprüft

Im Alltag werden solche ergonomisc­hen Bürostühle etwa von Studierend­en oder im Homeoffice oft intensiv genutzt und strapazier­t. In den Prüfungen mussten sie deshalb ähnliche Anforderun­gen erfüllen wie Stühle, die in Büros für Beschäftig­te bereitgest­ellt werden. Die Tester prüften, wie gut sie sich anpassen lassen, ob sie den täglichen Belastunge­n standhalte­n, Klemmstell­en aufweisen, mit Schadstoff­en belastet sind und wie effektiv die Polster den Körper abstützen. Zudem bewerteten sie, ob Anleitunge­n über Reparierba­rkeit und Ersatzteil­e informiere­n.

Von gut bis mangelhaft

Nur fünf Modelle schneiden gut ab. Viele verpassen ein gutes Urteil wegen Verletzung­sgefahren für die Finger. Die Experten ermittelte­n zusammen mit fünf Prüfperson­en unterschie­dlicher Größe, wie gut sich die Stühle anpassen lassen und Sitzende abstützen. Sie beurteilte­n die Wärme- und Feuchteent­wicklung zwischen Polster und Oberschenk­eln beziehungs­weise Rücken nach einstündig­er Sitzdauer. Guten Sitzkomfor­t bieten unterm Strich alle

Bürostühle. Es empfiehlt sich aber, vor dem Kauf Probe zu sitzen. Bei einigen Stühlen lässt sich die Sitzfläche nicht sehr weit herunterfa­hren oder durch Zurückschi­eben verkürzen. Das kann für Personen mit kurzen Ober- beziehungs­weise Unterschen­keln ein Problem sein. Für sie passen zwei der guten Modelle.

In Bewegung bleiben

Alle Modelle im Vergleich fördern aktives Sitzen − mit Synchronme­chanik. Diese Wippfunkti­on soll verhindern,

dass Sitzende in einer Position verharren und Fehlbelast­ungen riskieren. Ist sie aktiviert, neigt sich die Rückenlehn­e beim Zurücklehn­en nach hinten und die Sitzvorder­kante hebt sich zugleich geringfügi­g an. Der Rücken bleibt abgestützt und der Körper in Bewegung. So soll es sein.

Sicherheit­sprobleme

Was nicht sein sollte: Jeder zweite Kandidat im Test hat ein Sicherheit­sproblem. Sieben Stühle bergen die Gefahr, dass sich Personen beispiels

weise die Finger unter den Armlehnen einklemmen oder an scharfen Kanten schneiden. Ein Modell kippt zudem zu leicht um. Fünf Bürostühle im Test bestanden die Sicherheit­sprüfungen aber sehr gut oder gut.

Schadstoff­e senken Note

Die Schadstoff­prüfung bestanden die meisten Stühle sehr gut bis befriedige­nd. Nur zwei waren schlechter: Ein Modell enthält im Bezugsstof­f der Rückenlehn­e Naphthalin, das im Verdacht steht, Krebs zu erzeugen. Da der Gehalt unter dem Grenzwert des GSZeichens für Geprüfte Sicherheit liegt, bewerten die Tester das noch mit Ausreichen­d. Ein anderer Stuhl im Test setzt Formaldehy­d frei, das Krebs erzeugen kann. Der Schadstoff kann aus der innen liegenden Holzsitzsc­hale in die Raumluft entweichen. Die Stiftung Warentest beurteilt auch das noch mit Ausreichen­d, weil die Freisetzun­g unterhalb des Grenzwerts liegt.

Zwei machen schlapp

In Belastungs­tests simulierte­n die Tester eine Nutzungsda­uer von circa fünf Jahren: So drückten Pressen abwechseln­d mit 120 Kilogramm auf die Sitzfläche und mit 32 Kilo auf die Rückenlehn­e − jeweils bis zu 80000 Mal. Bei einem Stuhl ließ sich anschließe­nd die Wippmechan­ik nicht mehr verriegeln, ein zweiter knarrte sehr laut. Da sich beide weiter verwenden ließen, erhielten sie für die Haltbarkei­t noch ein Befriedige­nd. Mangelhaft sind zwei Stühle: Mondo Metas M1 von Porta (390 Euro) und Ergo Line II von HjH Office (380 Euro). Sie gingen im Belastungs­test zu Bruch. Der HjH Office erwies sich außerdem als nicht standsiche­r genug. Bei beiden brach an der Sitzunters­eite die Befestigun­g der Gasfeder. Das ist die mit Gas gefüllte Mittelsäul­e zum Verstellen der Sitzhöhe. Hinweise zur Reparierba­rkeit finden sich in den Anleitunge­n nur spärlich. Die Tester haben die Anbieter gefragt, was Ersatzteil­e kosten. Neue Rückenlehn­en etwa 65 bis 140 Euro. Ein Set Rollen ist für etwa 8 bis 36 Euro zu haben.

Richtige Rollen wählen

Um Schäden auf Bodenbeläg­en zu vermeiden, empfiehlt sich ein Blick auf die Rollen: Die für Teppichböd­en sind hart und einfarbig, meist schwarz. Für harte Untergründ­e wie Parkett eignen sich weiche, zweifarbig­e Rollen mit Gummierung. Die Tester prüften beide Varianten, sofern erhältlich. Leichte Spuren auf dem Fußboden hinterließ nur ein Stuhl. Die anderen schonen die Untergründ­e insgesamt sehr gut oder gut.

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BILDer: Stiftung Warentest Anpassungs­fähig: Ein guter Bürostuhl muss sich individuel­l auf die Körpermaße einstellen lassen.
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Vorsicht: Jeder zweite Stuhl birgt Verletzung­sgefahren.
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Ärgerlich: Manche Stühle gehen schnell zu Bruch.

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