Statt Revolution gibt’s in Bremen Applaus
So gehen Werderaner mit Sportchef Baumann um – Großenkneter im Aufsichtsrat
Bremen – So etwas hat Frank Baumann im Weserstadion schon lange nicht mehr erlebt. Als der Sport-Geschäftsführer bei der mit großer Spannung erwarteten Mitgliederversammlung am Sonntag nach fast 40 Minuten seine Rede beendet hatte, gab es deutlich vernehmbaren Applaus. Noch vor ein paar Wochen hatte es laute „Baumann raus“-Rufe im Stadion gegeben, weshalb über die Zukunft des Geschäftsführer Sports nach wie vor heftig spekuliert wird. Doch beim ersten Treffen der Mitglieder seit dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga kam es nicht zu der von vielen erwarteten Abrechnung mit Baumann. Was auch daran lag, dass Baumann vor den rund 1000 anwesenden Mitgliedern in seinem Vortrag Fehler einräumte. „Auch ich trage meinen Anteil am ersten Abstieg nach 41 Jahren“, sagte der ExProfi. Ob Transfers, das lange
Festhalten an Trainer Florian Kohfeldt oder der Abschied von Club-Legende Thomas Schaaf als Technischer Direktor – Baumann bezog zu vielen Punkten Stellung und übernahm auch seinen Teil der Verantwortung. Gleichwohl räumte er ein, dass die heftige Kritik seit dem Abstieg „nicht spurlos“an ihm vorbeigegangen sei.
Die Zahlen
Finanziell wähnen sich die Bremer auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Zwar präsentierte Geschäftsführer Klaus
Filbry wie erwartet ein Millionen-Minus für die vergangenen beiden Spielzeiten. Für die Saison 2019/20 vermeldeten die Bremer ein Rekordminus von 23,8 Millionen Euro, für die Abstiegssaison 2020/21 ein Minus von 8,8 Millionen Euro. Die Entwicklung bewertete Filbry aber positiv. „Ich glaube, dass es in der Bundesliga nicht viele Vereine schaffen, ihr Ergebnis in der zweiten Saison in der Corona-Pandemie um 15 Millionen zu verbessern“, sagte Filbry.
„Wir hatten Corona, wir waren
auf der Intensivstation. Heute sind wir von der Intensivstation runter. Wir sind wirtschaftlich wieder stabil“, bilanzierte Filbry. Gleichwohl werde der Verein noch lange mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen haben. Schließlich muss der Club Gelder einer Landesbürgschaft und einer Mittelstandsanleihe in Höhe von rund 40 Millionen Euro in den kommenden Jahren zurückzahlen. Dennoch sieht Filbry die größten Schwierigkeiten erst einmal überwunden. „Und wir werden, wenn es einigermaßen vernünftig mit den Zuschauern läuft, am Ende der Saison ein positives Ergebnis haben“, sagte der Geschäftsführungs-Vorsitzende.
■
DEr Aufsichtsrat
Durch den Rückzug von bisherigen Mitgliedern – darunter der Aufsichtsrats-Vorsitzende Marco Bode – waren vier Plätze im Kontrollgremium neu zu vergeben. Sechs Kandidaten und eine Kandidatin standen dafür zur Wahl. Harm Ohlmeyer, Vorstandsmitglied beim Sportartikelhersteller Adidas, die erst am Freitag auf die Wahlliste nachgerückte SPD-Politikerin Ulrike Hiller, der Handwerks-Unternehmer Dirk Wintermann aus Großenkneten (Landkreis Oldenburg) erhielten bereits im ersten Wahlgang die nötigen Stimmen und zogen so in den Aufsichtsrat ein. Im zweiten Wahlgang vereinte Unternehmer Florian Weiß, Geschäftsführer der Jameda GmbH, die meisten Stimmen auf sich.