Nordwest-Zeitung

Mafia-Thriller um Schuld und Sühne

ZDF zeigt heute und morgen das Drama „Im Netz der Camorra“mit Tobias Moretti

- Von Johannes Von Der Gathen

Berlin – Er führt ein exzellente­s Weingut inmitten der idyllische­n Südtiroler Landschaft. Der Winzer Matteo DeCanin (Tobias Moretti) hat es zu Ansehen und Wohlstand gebracht. Seine Frau Stefania (Ursina Lardi) kümmert sich um die zahlungskr­äftige Kundschaft, und die 19-jährige Tochter Laura (Antonia Moretti) weiß sich bei ihren treu sorgenden Eltern gut aufgehoben.

Geist der Vergangenh­eit

Da taucht aus dem Nichts ein mysteriöse­r Fremder auf: Nino Sorrentino (Fabrizio Romagnoli) kommt aus Kalabrien und zugleich aus der Vergangenh­eit von Matteo. Die beiden kennen sich aus einem anderen Leben, das Matteo endgültig hinter sich lassen wollte. Damals, vor mehr als zwanzig Jahren, hieß er noch Lorenzo und machte bereitwill­ig die Drecksarbe­it für die Mafia – Mord inklusive.

Jetzt soll er für Nino wieder einen Job erledigen, und wenn er nicht spurt, schwebt seine

Familie, die von der Mafia-Vergangenh­eit nichts weiß, in Lebensgefa­hr. Und der Polizei kann sich Matteo natürlich auch nicht anvertraue­n. Der Zweiteiler „Im Netz der Camorra“läuft an diesem Montag, 6. September und Dienstag, 7. September, jeweils um 20.15 Uhr im ZDF.

Der österreich­ische Regisseur Andreas Prochaska („Das Boot“), der zusammen mit

Ben von Rönne auch für das Drehbuch verantwort­lich zeichnet, hat mit einer hochkaräti­gen Besetzung einen

Mafia-Thriller inszeniert, der vor allem als großes Drama um Schuld und Sühne funktionie­rt. Es ist die Geschichte vom tiefen Fall des angesehene­n

Winzers und Familienva­ters, der inmitten seines Wohlstands von seiner schmutzige­n Vergangenh­eit eingeholt wird.

Versierter Schauspiel­er

Die dramaturgi­sche Fallhöhe ist immens: Gerade noch probiert er mit seinem Kellermeis­ter die edelsten Tropfen, wenig später wird er von seinem ehemaligen Mafia-Kumpel, der ihn völlig in der Hand hat, brutal gedemütigt.

Für einen so versierten Schauspiel­er wie Tobias Moretti ist die Rolle des gefallenen Erfolgsmen­schen kein Problem. Nur lässt ihm das viel zu statische Drehbuch kaum Entfaltung­smöglichke­iten: Er muss immer die gleiche, besorgte Miene zum bösen Spiel machen, sein schlechtes Gewissen läuft wie ein Schatten vor ihm her und verdunkelt alles. Viel interessan­ter ist der Part des Polizeierm­ittlers Adrin Erlacher (Harald Windisch) angelegt. Der kommt still und nachdenkli­ch daher.

Trotz einiger Ungereimth­eiten bleibt dieser Zweiteiler bis zum Ende spannend. Für Tobias Moretti waren die Dreharbeit­en übrigens eine Premiere: Er stand zum ersten Mal zusammen mit seiner Tochter Antonia vor der Kamera. Und die macht ihre Sache als höhere Tochter, die ihre eigenen Geheimniss­e hat, richtig gut. Bis zum bitteren Ende, wo auch sie für die Sünden des gefallenen Vaters einen hohen Preis zahlt.

 ?? BILD: Martin Rattini/good friends Filmproduk­tions GmbH/ZDF ?? Winzer Matteo DeCanin (Tobias Moretti) prüft in seinem Weinberg mit seiner Tochter Laura (Antonia Moretti) den Reifegrad der Weintraube­n.
BILD: Martin Rattini/good friends Filmproduk­tions GmbH/ZDF Winzer Matteo DeCanin (Tobias Moretti) prüft in seinem Weinberg mit seiner Tochter Laura (Antonia Moretti) den Reifegrad der Weintraube­n.

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