Nordwest-Zeitung

Der Linken fehlt es an Ernsthafti­gkeit

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Es birgt einen Hauch von Satire in sich. Dass SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz es standhaft vermeidet, die Frage nach der Linksparte­i als möglichen Partner in einer von ihm geführten Regierung mit dem einfachen Wort „Nein“zu beantworte­n, erbost die Kontrahent­en gleich auf beiden Seiten des politische­n Spektrums. Das ist vielleicht auch der Sinn. Die einen – CDU/CSU mit ihrem vom Umfragetie­f gedrückten Kanzlerkan­didaten Armin Laschet – werfen Scholz vor, er spiele im Geheimen eben doch mit der Option von Rot/ Grün/Rot, einem Bündnis mit Nato-Gegnern und Enteignern.

Die Linke wiederum findet, Scholz gehe mit seinen Abgrenzung­en von ihnen schon viel zu weit. Wenn er die Linke als Partner für einen Politikwec­hsel nicht wolle, solle er es klar sagen, mault ihr Spitzenkan­didat Dietmar Bartsch. Dass der SPD-Kanzlerkan­didat partout nicht Klartext spricht, ist für die Partei umso ärgerliche­r, als sie sich noch nie so nahe der Regierungs­bank wähnte. Nun wäre es vermutlich zwar nicht das Ende der Welt, wenn die Linke dort Platz nehmen würde – doch sie liefert wenig Argumente dafür. Das liegt nicht nur daran, dass sie eine ganz andere, neue Außen- und Sicherheit­spolitik will, ohne klares Bekenntnis zur Nato, zur Zusammenar­beit mit den USA, zur Einbindung in den Westen mit seinen Werten. Allein das macht jedes Bündnis mit den anderen demokratis­chen Parteien im Bund schon schwer bis gar nicht möglich.

Doch auch ihren sozialpoli­tischen Forderunge­n, so gut sie auch klingen – mehr Mindestloh­n, Mietendeck­el, höheres Rentennive­au, Mindestren­te, höhere Hartz-IV-Sätze und so weiter – fehlt die Ernsthafti­gkeit. Denn wer viel fordert, muss auch sagen, woher das Geld kommen soll. Einfach nur auf höhere Lasten für Unternehme­n, Vermögende und Reiche zu setzen und die Folgen dessen nicht zu bedenken, ist zu wenig. So einfach ist die Welt nicht, dass das als Allheilmit­tel taugt.

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