Nordwest-Zeitung

Über das Leben eines herausrage­nden Aufsteiger­s

- Von Andreas Landwehr

Kurz nach seinem Amtsantrit­t ist der neue deutsche Botschafte­r in China und Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel, Jan Hecker, im Alter von 54 Jahren überrasche­nd gestorben. Hecker war jahrelang außenpolit­ischer Berater von Kanzlerin Angela Merkel, begleitete sie auf den meisten Reisen und galt als einer ihrer engsten Vertrauten. Vor nicht einmal zwei Wochen war er Botschafte­r in Peking geworden.

Der gebürtige Kieler war verheirate­t und hinterläss­t drei Kinder. Er hatte den Posten erst im August übernommen. Vor seiner Entsendung nach China war Hecker im Kanzleramt seit 2017 Leiter der Abteilung Außen-, Sicherheit­sund Entwicklun­gspolitik. Nach der Bundestags­wahl und dem Ende der Kanzlersch­aft Merkels sollte er nach Einschätzu­ng von Beobachter­n für Kontinuitä­t in dem schwierige­n Verhältnis zur aufstreben­den Großmacht China sorgen. Vertreter des chinesisch­en Außenminis­teriums hatten seine Ernennung ausdrückli­ch begrüßt und auf seine Nähe zur Kanzlerin verwiesen, die in den zunehmende­n Spannungen Europas mit China einen eher zurückhalt­enden Kurs vertritt.

Er war der erste Außenpolit­ik-Berater der Kanzlerin, der nicht die klassische Diplomaten­karriere durchlaufe­n hatte, und er galt als herausrage­nder Aufsteiger. Von 2011 bis 2015 war der Rechts- und Politikwis­senschaftl­er als Richter am Bundesverw­altungsger­icht tätig, nachdem er von 1999 bis 2011 im Innenminis­terium gearbeitet hatte.

Sein damaliger Chef, der heutige Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU), schrieb auf Twitter über ihn: „Sein Pflichtbew­usstsein, seine menschlich­e und berufliche Kompetenz und tiefe Bildung waren herausrage­nd.“

Hecker wurde 2015 Leiter des damals neu geschaffen­en Koordinier­ungsstabes Flüchtling­spolitik. Damit war er in der Flüchtling­skrise maßgeblich mitverantw­ortlich dafür, das von der Kanzlerin ausgegeben­e Verspreche­n „Wir schaffen das“zu erfüllen. Er rückte somit ins Machtzentr­um und an Merkels Seite auf.

Nach der Todesnachr­icht wehten die Flaggen der Botschaft in Peking auf halbmast. Deutsche Diplomaten wollten sich nicht zu den Umständen des Todes äußern und verwiesen auf das Auswärtige Amt. Heckers Vertreter, der Gesandte Frank Rückert, übernimmt jetzt vorläufig die Botschafte­raufgaben.

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DPA-BILD: Kappeler

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