Über das Leben eines herausragenden Aufsteigers
Kurz nach seinem Amtsantritt ist der neue deutsche Botschafter in China und Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel, Jan Hecker, im Alter von 54 Jahren überraschend gestorben. Hecker war jahrelang außenpolitischer Berater von Kanzlerin Angela Merkel, begleitete sie auf den meisten Reisen und galt als einer ihrer engsten Vertrauten. Vor nicht einmal zwei Wochen war er Botschafter in Peking geworden.
Der gebürtige Kieler war verheiratet und hinterlässt drei Kinder. Er hatte den Posten erst im August übernommen. Vor seiner Entsendung nach China war Hecker im Kanzleramt seit 2017 Leiter der Abteilung Außen-, Sicherheitsund Entwicklungspolitik. Nach der Bundestagswahl und dem Ende der Kanzlerschaft Merkels sollte er nach Einschätzung von Beobachtern für Kontinuität in dem schwierigen Verhältnis zur aufstrebenden Großmacht China sorgen. Vertreter des chinesischen Außenministeriums hatten seine Ernennung ausdrücklich begrüßt und auf seine Nähe zur Kanzlerin verwiesen, die in den zunehmenden Spannungen Europas mit China einen eher zurückhaltenden Kurs vertritt.
Er war der erste Außenpolitik-Berater der Kanzlerin, der nicht die klassische Diplomatenkarriere durchlaufen hatte, und er galt als herausragender Aufsteiger. Von 2011 bis 2015 war der Rechts- und Politikwissenschaftler als Richter am Bundesverwaltungsgericht tätig, nachdem er von 1999 bis 2011 im Innenministerium gearbeitet hatte.
Sein damaliger Chef, der heutige Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), schrieb auf Twitter über ihn: „Sein Pflichtbewusstsein, seine menschliche und berufliche Kompetenz und tiefe Bildung waren herausragend.“
Hecker wurde 2015 Leiter des damals neu geschaffenen Koordinierungsstabes Flüchtlingspolitik. Damit war er in der Flüchtlingskrise maßgeblich mitverantwortlich dafür, das von der Kanzlerin ausgegebene Versprechen „Wir schaffen das“zu erfüllen. Er rückte somit ins Machtzentrum und an Merkels Seite auf.
Nach der Todesnachricht wehten die Flaggen der Botschaft in Peking auf halbmast. Deutsche Diplomaten wollten sich nicht zu den Umständen des Todes äußern und verwiesen auf das Auswärtige Amt. Heckers Vertreter, der Gesandte Frank Rückert, übernimmt jetzt vorläufig die Botschafteraufgaben.