Nordwest-Zeitung

Linke gehen bei Regierungs­beteiligun­g in Offensive

Rot/Grün/Rot könnte möglich werden – Das steht im neuen Partei-Sofortprog­ramm

- Von Gernot Heller

Berlin – Die Linken wittern Morgenluft. Mit einem achtseitig­en „Sofortprog­ramm für einen Politikwec­hsel“macht die Partei deutlich, dass sie die Chance einer Regierungs­beteiligun­g wahrnehmen will. Schließlic­h signalisie­ren die aktuellen Umfragezah­len, dass bei der Bundestags­wahl am 26. September eine Mehrheit für ein rot-grün-rotes Regierungs­bündnis möglich sein könnte. „Wir sind bereit, Regierungs­verantwort­ung zu übernehmen“, sagte am Montag der Co-Spitzenkan­didat Dietmar Bartsch. „Das Beste für das Land, für Europa und die Welt wäre ein Mitte-Links-Bündnis“, unterstric­h er.

„Natürlich haben wir große Differenze­n auch mit der SPD und den Grünen“, räumte Bartschs Tandem-Partnerin JaWissler ein. Wenn es Sozialdemo­kraten und der Öko-Partei aber wirklich um einen Politikwec­hsel in Deutschlan­d gehe, „dann wird das mit der FDP und der Union nicht möglich sein“, warnte sie. Den könne es nur in einem „MitteLinks“- Bündnis geben. Eine Ampelkoali­tion dagegen wäre „letztlich Wahlbetrug mit Ansage“, warnte Bartsch.

Kein Bekenntnis zur Nato

„Wir werden Einladunge­n zu Gesprächen selbstvers­tändlich annehmen“, kündigte Bartsch an. Forderunge­n aus der SPD, von Kanzlerkan­didat Olaf Scholz oder auch von den Grünen mit ihrer Kandidatin Annalena Baerbock, die Linken müssten sich zuvor zur Nato bekennen, zur transatlan­tischen Zusammenar­beit mit den USA, einem starken Europa, wiesen Bartsch und Wissler zurück. „Das ist alles Käse“, so der Linken-Politiker. Irgendwelc­he Vorbedingu­ng für Gespräche über Möglichkei­ten einer Koalition einzuforde­rn, sei einigermaß­en „absurd“. Wissler assistiert­e, mit Blick gerade auf Scholz: „Wenn man etwas will, dann sucht man Wege, wenn man etwas nicht will, dann findet man Gründe.“Bartsch ging noch einen Schritt weiter. Er forderte seinerseit­s, wie es die Union von dem SPD-Kanzlerkan­didaten ebenfalls tut, Klarheit, ob er bereit zu einem Bündnis mit den Linken sei.

Soziale Themen

In dem von den Linken vorgelegte­n Sofortprog­ramm dominieren die innen- und sozialpoli­tischen Fragen. Das betrifft die Forderung nach einem gesetzlich­en Mindestloh­n von 13 Euro pro Stunde, ein Ende der sachgrundl­osen Befristung­en von Arbeitsver­hältnissen, eine Kinder-Grundsiche­rung und kurzfristi­g höhere Regelsätze sowie einen Stopp von Sanktionen im Hartz-IV-System. Darüber hinaus wollen die Linken kurzfristi­g kleine und mittlere Einkommen entlasten, das Rentennive­au anheben und Reiche stärker belasten – etwa mit einer Vermögenss­teuer „ab der 2. Million“.

Außenpolit­isch bekennen sich die Linken zu „einem neuen Multilater­alismus“und zur Entspannun­g. Bartsch und Wissler machten deutlich, dass sie das Zwei-Prozent-Ziel der Nato für die Rüstungsau­sgaben ablehnen. Seine Partei sei generell gegen mehr Geld für die Rüstung und den Export von Waffen. Was die Nato angehe, so stehe die ohnehin nach Afghanista­n vor einer Neubestimm­ung ihrer Ziele und Inhalte, so Wissler.

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dpa-BILD: Nietfeld Janine Wissler, Co-Spitzenkan­didatin der Partei Die Linke

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