Zahn erhalten und aufbauen
Dr. Angelika Brandl-Riedel (Bild) ist Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zahnärzte-Verbands e.V.
Kann auch ein schwer geschädigter Zahn erhalten bleiben?
Brandl-Riedel : Das kommt darauf an, wie weit die Schädigung fortgeschritten ist. Selbst wenn die Zahnkrone bis auf Höhe des Zahnfleisches zerstört ist, kann ein Zahn mit einer intakten Wurzelsubstanz meistens erhalten und wieder aufgebaut werden. In seltenen Fällen geht das nicht – etwa, wenn im Knochen rund um die Wurzel eine schwere Entzündung besteht, die Wurzel gespalten oder der Zahn sehr stark gelockert ist.
Sollte die Zahnwurzel möglichst verbleiben?
Brandl-Riedel : Ja. Die Alternative wäre ein Implantat. Das ist eine künstliche Wurzel, die in den Kieferknochen eingebracht und dort vom Knochen fest umwachsen wird. Dies ist eine starre, unbewegliche Verbindung. Ein natürlicher Zahn ist dagegen mit vielen feinen Bindegewebsfasern zwischen der Wurzel und der Knochenhaut aufgehängt, was eine gewisse Elastizität schafft. Der Erhalt der natürlichen Wurzelsubstanz ist für den Erhalt des Knochens optimaler als der Einsatz einer Fremdsubstanz.
Wann muss der Zahn zwingend gezogen werden?
Brandl-Riedel : Das kann etwa bei einem Wurzeldefekt, einer Lockerung sowie einer Parodontalerkrankung nötig sein. So kann es zum Beispiel sein, dass die Wurzel auch unterhalb der Knochengrenze so stark von einer Karies zerfressen ist, dass die Substanz nicht mehr ausreicht, um einer neu aufgebauten Zahnkrone ausreichend Halt zu geben.