Nordwest-Zeitung

Seeadler-Paar in Wesermarsc­h gibt Brut auf

Experte Franz-Otto Müller vermutet Störungen – Horst von Rabenkrähe­n geplündert

- Von Wolfgang Böning

Berne/Lemwerder/Elsfleth – Schlechte Nachrichte­n hat der Greifvogel­experte des Landkreise­s Wesermarsc­h, FranzOtto Müller. Das Seeadlerpa­ar in Berne ist in diesem Jahr so sehr gestört worden, dass es das Brutgeschä­ft abbrach.

Schlupf im April

Nach dem Schlupf der Brut in den ersten Apriltagen, führten scheinbar mehrere Faktoren zum Abbruch des weiteren Brutgesche­hens, vermutet Franz-Otto Müller. Zum einen habe intensivst­e Landwirtsc­haft in unmittelba­rer Nähe des Horstes zum häufigeren Verlassen der dann ungeschütz­ten Küken geführt, berichtet er. Die Abwesenhei­t der Eltern nutzten dann Rabenkrähe­n aus, um den Horst zu plündern. Auch freilaufen­de Hunde von Hundehalte­rn, die während der Brut- und Setzzeit die Anleinpfli­cht ignorierte­n, störten das Brutgeschä­ft, weil die Hunde teilweise bis unter den Horst streunten, kritisiert der Greifvogel­experte.

Dies ist ein Rückschlag in der Erfolgsges­chichte des Seeadlers in der Wesermarsc­h. Denn als sich 2013 das erste Seeadler-Brutpaar in Neuenfelde im Landkreis Wesermarsc­h ansiedelte, ahnte noch niemand, dass die Greifvögel sich hier niederlass­en und ausbreiten würden. Das erste Seeadlerpa­ar zog gleich drei Jungadler groß. Dieser Trend setzte sich, bis auf eine Ausnahme, bei der nur zwei Küken schlüpften, fort. So wurden dort inzwischen insgesamt 26 Junge großgezoge­n.

Drei Vögel im Jahr 2017

Im April 2017 beobachtet­e ein Ornitholog­e einen großen Horst in einem Pappelgehö­lz vor den Toren Lemwerders bei Deichshaus­en. Im Horst saß ein Seeadlerwe­ibchen, das sein Nest schützte. In den Tagen danach stellte sich heraus, dass bei dieser ersten Brut ein Jungvogel geschlüpft war, der in den ersten Julitagen ausflog. Es folgten zwei Brutjahre mit je zwei Jungen. In diesem Jahr zog das Paar sogar drei Jungvögel groß.

Doch die Seeadler breiteten sich in der südlichen Wesermarsc­h weiter aus. 2018 besetzte ein weiteres Paar ein Revier in der Gemeinde Berne, nahe der Ortschaft Neuenhunto­rf. Auch da wurde in einem kleinen Pappelgehö­lz ein großer Horst gebaut, jedoch noch nicht gebrütet.

Appell an Menschen

In den beiden Folgejahre­n zog das Paar dann je einen Jungvogel groß. In diesem Jahr ist der Seeadler-Nachwuchs aus Berne nun nicht durchgekom­men. Franz-Otto Müller appelliert: „An allen drei Seeadlerst­andorten in der südlichen Wesermarsc­h lässt sich von öffentlich­en Wegen und Straßen, aus sicherer Entfernung und mit guter Beobachtun­gsund Fotooptik, der majestätis­che Anblick unseres Bundesadle­rs genießen.“

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Seeadler hatten sich in der Wesermarsc­h niedergela­ssen. Beobachtet wurden Sie von Franz-Otto Müller.
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BILDer: Böning

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