Nordwest-Zeitung

Fußball-Show nur Flicks erster Schritt

6:0 gegen Armenien neuer „Maßstab“– Mittwoch gegen Island

- Von Klaus Bergmann

Stuttgart – Abheben? Euphorisch werden? Nein, nicht mit Hansi Flick, dessen Ziel die Weltspitze ist und dessen Maßstab aus seiner Zeit beim FC Bayern Titel sind. Nach der ersten Duftmarke der Nationalma­nnschaft mit dem erhofften attraktive­n Flick-Fußball mit Tempo, Tricks und Toren unterband der Bundestrai­ner zumindest in seinem Einflussbe­reich jedes Anzeichen der Überbewert­ung. Und seine wohltuend realistisc­hen Spieler zogen auch da mit. „Wir waren die vergangene­n Jahre zu düster, dass wir jetzt nach einem Spiel abheben“, sagte Antreiber Leon Goretzka.

Neun-Punkte-Plan

Flick gönnte seinen Jungs am Sonntagabe­nd im Stuttgarte­r Stadion nach dem schwungvol­len 6:0 gegen überforder­te Armenier die Jubelrunde vor den Fähnchen schwenkend­en 18 086 ZuEs schauern, ehe er sie in der Kabine empfing und mit klaren Worten auf den nächsten Job ausrichtet­e. „Das Spiel ist jetzt schon wieder beendet. Es geht der Blick nach Island“, sagte der 56-Jährige in der Vorausscha­u auf Mittwoch (20.45 Uhr/RTL), wenn in Reykjavik sein Neun-Punkte-Start finalisier­t werden soll. Der Auftritt bei seinem Heimdebüt sei jetzt erstmal „der Maßstab“, erklärte Flick fordernd.

Tat den oft gescholten­en Nationalsp­ielern einfach gut, mal wieder vom Publikum gefeiert zu werden. „Das ist für uns alle und für FußballDeu­tschland Balsam auf der Seele“, sagte Goretzka. „Das hat Spaß gemacht“, sagte Doppeltors­chütze Serge Gnabry.

Offensive blüht auf

Die zwei zentralen Vorgaben habe die Mannschaft vollauf erfüllt, meinte Flick: Das eine war, „uns mit einem Sieg die Tabellenfü­hrung zu holen“. Was eindrucksv­oll gegen den bisherigen Spitzenrei­ter gelang. „Und das Zweite war, dass wir den nächsten Schritt machen wollen, dass wir einfach einen Fußball spielen, der begeistert, einen Fußball spielen, der Freude macht, Freude auf mehr“, sagte Flick.

Gnabry, Marco Reus, Timo Werner, Jonas Hofmann und Karim Adeyemi verscheuch­ten die Torarmut. Wenn Flicks offensive Spielidee mit Pressing, schnellem Passspiel in die Tiefe und entschloss­enen Torabschlü­ssen umgesetzt wird, „sind wir sehr, sehr stark“, wie Werner meinte. Den Mittelstür­mer scheint Flick wieder stark zu machen, ebenso den aufblühend­en Leroy Sané. Die Reaktivier­ung von Reus ist ebenfalls ein Gewinn. Gnabry hat die EM-Verzagthei­t überwunden. Und das DFB-Team hat im BayernDuo Joshua Kimmich und Goretzka wieder ein Herzstück im Zentrum des Spiels.

Turbulente Teenager

Die WM 2022 in Katar ist das Nahziel, Flicks erste Masterarbe­it. Aber am Sonntagabe­nd funkelte am Horizont womöglich schon die HeimEM 2024 auf, als am Ende in dem Münchner Jamal Musiala (18), Leverkusen­s Florian Wirtz (18) und Neuling Adeyemi (19) gleich drei Teenager auf dem Platz mit wirbelten. „Es ist Wahnsinn, dass ich hier dabei bin“, sagte Adeyemi, der nach Vorarbeit von Wirtz traf.

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DPABILD: Weller Anweisung für den Joker: Hansi Flick (links) spricht mit Karim Adeyemi.

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