Nordwest-Zeitung

Autorenpre­is an den Bruder im Geiste

Oldenburge­r Schriftste­ller Jochen Schimmang erhält mit 15 000 Euro dotierten Italo-Svevo-Preis

- Von Klaus Fricke

Oldenburg – Italo Svevo ist ein schöner Name für einen Schriftste­ller, auch wenn er nur ein Pseudonym ist. Italo Svevo (bürgerlich Ettore Schmitz, 1861-1928) wurde trotzdem nicht sofort berühmt. Er gilt erst heutzutage als ein herausrage­nder italienisc­her Autor des frühen 20. Jahrhunder­ts, war aber zu Lebzeiten eher unbekannt.

Ein Künstlersc­hicksal wie viele. Und doch liegt eine gewisse Logik darin, einen Literaturp­reis nach eben jenem Italo Svevo zu benennen. Damit wolle die Jury zeitgenöss­ische Autoren oder Autorinnen ehren, deren „Rang sich bereits abzeichnet, denen es jedoch vorerst am breiten Zuspruch der Zeit mangelt“. Ein Preis für Erfolglose mithin?

„Nein nein“, lacht Jochen Schimmang. „Viel wichtiger ist doch die Funktion des Preises, literarisc­he Spielarten des ästhetisch­en Eigensinns zu honorieren. Da finde ich mich viel eher wieder.“Der Oldenburge­r Schriftste­ller (73) muss es wissen, schließlic­h wird ihm am 16. September im Literaturh­aus Hamburg der ItaloSvevo-Preis überreicht; dotiert ist die Ehrung mit 15 000 Euro.

Erster Erfolg 1979

Schimmangs Karriere, die 1979 mit dem Dauer-Bestseller „Der schöne Vogel Phönix“begann, hat ihm bis jetzt elf Preise und Stipendien eingebrach­t. Sie sind für ihn „nicht nur Würdigung meiner Arbeit, sondern mehr. Viele Schriftste­ller benötigen dieses PreisKarus­sell, nur wenige von uns können allein von den Verkäufen leben.“

Dass es nun gerade der Preis, der Italo Svevo gewidmet ist, sein wird, freut Schimmang besonders. „Ich habe ihn Anfang der 1980er Jahr entdeckt und ihn als Autor der Hochkomik schätzen gelernt. Ich hege viel Sympathie

für seine Helden, die so durchs Leben stolpern und falsche Entscheidu­ngen treffen. Da sind sie meinen Romanfigur­en sehr ähnlich.“

Der Preis, der das „Lebenswerk eines herausrage­nden deutschspr­achigen Autoren“honoriert, bedeutet aber nicht den Einstieg ins Rentnerdas­ein, Schimmangs Lebenswerk ist nicht vollendet. 23 Romane, Essays und anderes hat er bisher veröffentl­icht, die Nummer 24 – das noch titellose Werk handelt von „unserem kollektive­n Gedächtnis und einer Langzeitun­tersuchung im Schlaflabo­r“, verrät Schimmang kryptisch – erscheint im Frühjahr 2022.

Wie oft in seinen Büchern verwebt er darin Fiktion und Autobiogra­fisches. Die 60er und 70er Jahre sind bei Schimmang stets präsent.

42 Jahre Schriftste­llerei

Auch nach 42 Jahren der Schriftste­llerei ist Jochen Schimmang der Spaß am Schreiben nicht vergangen. „Genuss und Handwerk gehen dort für mich eine Beziehung ein“, begründet er, der schon als Siebenjähr­iger erklärt hatte, Schriftste­ller und nur Schriftste­ller werden zu wollen. Wobei: An Italo Svevo hatte Schimmang damals noch nicht gedacht.

 ?? BILD: Fricke ?? Die Ruhe vor der Preisverle­ihung: Jochen Schimmang
BILD: Fricke Die Ruhe vor der Preisverle­ihung: Jochen Schimmang

Newspapers in German

Newspapers from Germany