Nordwest-Zeitung

Teil der Politik und Chef der Verwaltung

Was macht ein Oberbürger­meister eigentlich? – Sechs Kandidaten in Oldenburg

- Von Markus Minten

Oldenburg – 136 481 Oldenburge­rinnen und Oldenburge­r sind am Sonntag, 12. September, aufgerufen, ihren neuen Oberbürger­meister zu wählen – oder den Amtsinhabe­r zu bestätigen. Mit – in alphabetis­cher Reihenfolg­e – Daniel Fuhrhop (parteilos, für die Grünen), Ulrich Gathmann (parteilos, für die CDU), Jonas Höken (Die Linke), Jürgen Krogmann (SPD), Andreas Sander (parteilos, für die Piratenpar­tei) und Michael Stille (parteilos) kämpfen sechs Kandidaten um den (Wieder-)Einzug ins Rathaus.

Doch was sind eigentlich die Aufgaben eines Oberbürger­meisters? Was seine Rechte? Was seine Pflichten? Eine kurzer, nicht abschließe­nder Überblick:

Nach dem Niedersäch­sischen Kommunalve­rfassungsg­esetz (NKomVG) wird die Hauptverwa­ltungsbeam­tin oder der Hauptverwa­ltungsbeam­te von den Bürgerinne­n und Bürgern direkt gewählt. Nachdem es zwischenze­itlich eine achtjährig­e Amtszeit gab, wurde die Amtszeit wieder mit der der Abgeordnet­en für die kommunalen Räte synchronis­iert und beträgt nunmehr fünf Jahre.

Verwaltung­sspitze

Der Hauptverwa­ltungsbeam­te ist hauptamtli­ch tätig und Beamter auf Zeit. Zu seinen wesentlich­en Aufgaben gehören die Vorbereitu­ng der Beschlüsse für den Rat und Verwaltung­sausschuss sowie im Umkehrschl­uss die Umsetzung der Beschlüsse. Er ist von Amtswegen Mitglied im Stadtrat. Im Klartext: Alleine kann der Amtsinhabe­r nicht viel bewegen. Er hat zwar ein Vorschlags­recht, selber aber auch nur eine Stimme wie jedes andere der 50 Oldenburge­r Ratsmitgli­ed auch. Er muss demnach vor allem auch eine moderieren­de Rolle einnehmen.

Eine Parteibind­ung kann – etwa bei einer starken Mehrheit der eigenen Fraktion im Rat – helfen, muss es aber nicht.

Der Hauptverwa­ltungsbeam­te leitet und beaufsicht­igt die Verwaltung und ihm obliegt sowohl die repräsenta­tive sowie die rechtliche Vertretung der Kommune. Kurzum: Er verantwort­et alles, was die Verwaltung erarbeitet und entscheide­t. Darüber hinaus ist der Oberbürger­meister in der Regel in Gremien von Gesellscha­ften vertreten, an denen die Stadt beteiligt ist, arbeitet im Städtetag mit, und hält Kontakt zu Land und Bund sowie zur Politik auf beiden Ebenen.

In der Regel ist der Oberbürger­meister auch lokaler Wahlleiter für Wahlen aller Ebenen. Ist er aber selber involviert, übernimmt eine andere Person aus der Verwaltung­sspitze diese Aufgaben – bei diesen Kommunal- und Direktwahl­en Sozialdeze­rnentin Dagmar Sachse.

Stichwahl möglich

Die Direktwahl wird nach den Grundsätze­n der Mehrheitsw­ahl durchgefüh­rt. Soll heißen: Gewählt ist, wer mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erhalten hat oder – für den Fall eines einzigen Bewerbers – mehr Ja- als NeinStimme­n

erhält. Kommt es zur Stichwahl, findet diese am zweiten Sonntag nach der Wahl statt – also am 26. September, dem Tag der Bundestags­wahl. Zugelassen dazu sind die beiden Bewerber mit den höchsten Stimmenzah­len. Bei der letzten Oberbürger­meisterwah­l 2014 hatte sich Krogmann in der Stichwahl mit 69,21 Prozent der abgegebene­n gültigen Stimmen gegen Christoph Baak (CDU) durchgeset­zt. Im ersten Wahlgang hatte keiner der Kandidaten die benötigte absolute Mehrheit erhalten. Krogmann mit 46,6 Prozent und Baak mit 25 Prozent schafften es in die Entscheidu­ng.

Last mit der Wiederwahl

Kurioses zum Schluss: Amtsinhabe­r haben es in Oldenburg traditione­ll schwer. Der letzte Oberbürger­meister mit mehr als einer Amtszeit war Hans Fleischer (SPD). Von 1964 bis 1981 (und zuvor bereits von 1956 bis 1961) war er Oberbürger­meister in einer Zeit mit kommunaler Doppelspit­ze, also einem Oberstadtd­irektor als Verwaltung­schef neben dem aus dem Rat gewählten OB. Mithin hat noch kein Hauptamtli­cher mehr als eine Amtszeit geschafft, entweder wurde er nicht wiedergewä­hlt oder trat nicht wieder an.

 ?? BILD: Torsten von Reeken ?? Sechs Kandidaten gibt es für das Amt des Oldenburge­r Oberbürger­meisters. Doch nur einer wird das Büro beziehen – oder dort bleiben.
BILD: Torsten von Reeken Sechs Kandidaten gibt es für das Amt des Oldenburge­r Oberbürger­meisters. Doch nur einer wird das Büro beziehen – oder dort bleiben.

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