Missbrauch hinter verschlossener Tür
Taten innerhalb der Familie bleiben oft unentdeckt – Männer meist Täter, Mädchen Opfer
Man kennt Igor Levit (34) als hochsensiblen Pianisten für Großwerke von Ludwig van Beethoven oder Johann Sebastian Bach – privat umgibt sich der Klassikstar jedoch gern mit Hip-Hop-Beats und coolem Rap. Dabei darf es auch deftig zugehen: „Die Westcoast-Szene hat mich extrem geprägt, als ich Student war. Das habe ich rauf und runter gehört – Dr. Dre, Eminem, Tupac, LL Cool J“, sagte der KlavierVirtuose. „Aus der neueren Generation finde ich Chance The Rapper einfach sensationell. Und das letzte Nas-Album ist der Hammer“, begeisterte sich Levit. Erst im April hatte er Nähe zum deutschen HipHop gezeigt, als er mit Sänger/ Rapper Daniel Pongratz alias Danger Dan (38) vom Trio Antilopen Gang einen Song in Jan Böhmermanns Sendung „ZDF Magazin Royale“spielte.
Der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat seine Aktion verteidigt, vor dem Großen Preis von Ungarn Anfang August ein T-Shirt in Regenbogenfarben mit der Aufschrift „Same Love“getragen zu haben. „Ich denke, es gibt Themen, da kann man sich nicht wegducken oder sagen: Das gehört hier nicht hin. Lasst uns nicht darüber sprechen. Manche Themen sind so groß, dass sie buchstäblich überall hin gehören, und jeder muss sich dessen bewusst sein“, sagte Vettel dem Sender BBC. Abseits der Strecke hatte der 34-Jährige eine Verwarnung für die Aktion kassiert. Titelverteidiger Lewis Hamilton hatte Vettel für das Tragen des Shirts gelobt.
Berlin – Sexuellem Missbrauch in Familien zu entkommen, ist für Kinder oft ganz besonders schwierig. Gerade Familien könnten sich leicht nach außen abschotten und so Hilfe und Eingreifen von außen verhindern – das hat eine Studie zu Berichten über Taten in vergangenen Jahrzehnten ergeben. Die Untersuchung der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs wurde am Dienstag in Berlin vorgestellt. Es gab und gibt eine große Scheu, sich in die Familie einzumischen, wie die Vorsitzende der Kommission und Autorin der Studie, Sabine Andresen, sagte.
Viele Menschen würden denken, es gehe sie nichts an, was hinter der Haustür einer Familie vor sich gehe, erklärte Andresen. Auch bei Fachkräften
der Jugendämter sei diese Scheu vorhanden gewesen, hätten Opfer von Missbrauch der Kommission berichtet. Den Kindern werde von den Tätern vermittelt, alles was in der Familie passiere, bleibe auch in der Familie. „Für die Kinder als Opfer in den Familien gab es keine offiziellen Ansprechpartner für Hilferufe.“Dringend nötig sei die weitere Aufarbeitung, sagte Andresen. Das betreffe besonders auch die Jugendämter und ihr Agieren in den vergangenen Jahrzehnten.
Oft die Väter
Laut 870 ausgewerteten Berichten aus den vergangenen Jahren über frühere Taten waren die Täter ganz überwiegend Männer und die Opfer meist Mädchen. 87 Prozent männliche und 13 Prozent weibliche Täter wurden in der
Studie festgestellt. Zum sexuellen Missbrauch zählten Vergewaltigung, aber zum Beispiel auch Handlungen wie Reiben und Berühren über der Kleidung.
Fast die Hälfte der 1153 angegebenen Täter (48 Prozent) waren leibliche Väter, Pflegeväter
und Stiefväter. Außerdem nannten die Opfer Großund Stiefonkel, Brüder, Großväter und andere Verwandte. Zehn Prozent der Täter und Mittäter waren Mütter.
Unter den Opfern waren knapp 89 Prozent Mädchen und weibliche Jugendliche und 10 Prozent männlich. In einigen Fällen wurde das Geschlecht nicht angegeben. Die jüngsten Menschen, die sich an die Kommission wandten, waren zwischen 16 und 21 Jahre alt, die ältesten zwischen 76 und 80 Jahre. Die meisten Berichte stammten von Menschen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren.
Taten werden geduldet
Die Opfer wurden von den Tätern bedroht, geschlagen oder regelrecht verprügelt. Andere Familienangehörige, besonders Mütter, halfen ihnen oft nicht und duldeten den Missbrauch. Ebenso fehlte Hilfe von Schule oder Jugendämtern. Betroffene berichteten, dass sie als Kind nicht ernst genommen wurden und ihnen nicht geglaubt wurde, wenn sie versuchten, sich Hilfe zu holen.