Den Tricorder am Handgelenk
Was bleibt 55 Jahre nach der ersten Folge eine Utopie und was ist bereits Realität?
Berlin – „Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise...“
Die Serie „Star Trek“wurde auch wegen ihres einprägsamen Intros zu einer Legende. Am 8. September 1966 flog die Enterprise erstmals über USBildschirme – 55 Jahre ist das jetzt her. Das Datum wird mittlerweile als offizieller „Star Trek Tag“gefeiert. Bereits in der ersten ausgestrahlten Folge „The Man Trap“sind diverse Errungenschaften aus einem fiktiven 23. Jahrhundert zu sehen. Der Physiker und Science-Fiction-Experte Sascha Vogel zeigt sich heute erstaunt, wie viel davon bereits real ist.
Flachbildschirm
Noch vor dem Intro ist auf einem überdimensional großen Bildschirm auf der Brücke der Enterprise ein fremder Planet zu sehen. „Das war in den 1960ern revolutionär, heute ist das kein Problem mehr“, sagt Sascha Vogel. Mittlerweile gehören Megascreens bei Konzerten oder im Fußballstadion zum Standard.
Beamen
Als nächstes „beamt“sich die Crew auf den Planeten, der auf dem Flachbildschirm zu sehen ist. Gemeint ist eine Art von Teleportation, bei der der Körper in seine Einzelteile zerlegt und am Zielort wieder zusammengebaut wird. „Da haben wir zwei fundamentale Probleme“, erklärt Vogel.
Zum einen bestehe der Körper aus einer riesigen Anzahl von Atomen, die als Menge von Informationen transportiert werden müssten. Zum anderen: „Es geht einfach nicht“, erklärt Vogel. Es gebe keinen Effekt, der ein Teilchen zerstöre und es an einem an
deren Ort wieder auftauchen lasse.
UMGEBUNGSSENSOREN
Captain Kirk geht durch eine Tür, die sich automatisch öffnet und wieder schließt. Während in den 1960ern dafür noch getrickst werden musste, ist eine ähnliche Technik heute am Eingang eines fast jeden Supermarktes zu finden. „Damals
war das revolutionär, heute sind einzelne Bauteile dafür, wie der Bewegungsmelder, preiswert zu haben“, erklärt Vogel. In der Serie weist Kirk im Fahrstuhl zudem an, er wolle zur „Brücke“. Auch diese Technologie gebe es bereits, sagt der Physiker und nennt Sprachsteuerungen wie Apples Siri oder Amazons Alexa.
TRICORDER
McCoy untersucht einen Bewohner des Planeten mit einer tragbaren, multifunktionalen Konsole, die auch als medizinisches Instrument genutzt werden kann. „Das gibt es noch nicht ganz in der Ausprägung, aber das ist nur eine Frage der Zeit“, sagt Vogel.
Beispiele sind moderne Smart-Watches, die Körperfunktionen wie den Puls messen können. Interessant sei auch die in „Star Trek“bereits angewandte Telemedizin, so der Physiker. Denn dort werden
Patientendaten vom mobilen Gerät an den Schiffscomputer gesendet.
COMMUNICATOR
Danach holt Captain Kirk einen Gegenstand hervor, der nach heutigen Maßstäben einem Klapphandy ähnelt. Mit diesem „Communicator“konnte sich die Besatzung untereinander verständigen.
In den 1960er Jahren war das noch Utopie, heute hat fast jeder Deutsche ein mobiles Telefon. „Da kann man einen Haken dran machen“, erklärt Vogel. Die goldene Ära der Smartphones startete sogar mit einem gleichnamigen Modell. Der „Nokia 9000 Communicator“kam 1996 fast genau 30 Jahre nach Ausstrahlung der ersten „Star Trek“-Folge in den Handel.