Nordwest-Zeitung

Den Tricorder am Handgelenk

Was bleibt 55 Jahre nach der ersten Folge eine Utopie und was ist bereits Realität?

- Von Marc Fleischman­n

Berlin – „Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiff­s Enterprise...“

Die Serie „Star Trek“wurde auch wegen ihres einprägsam­en Intros zu einer Legende. Am 8. September 1966 flog die Enterprise erstmals über USBildschi­rme – 55 Jahre ist das jetzt her. Das Datum wird mittlerwei­le als offizielle­r „Star Trek Tag“gefeiert. Bereits in der ersten ausgestrah­lten Folge „The Man Trap“sind diverse Errungensc­haften aus einem fiktiven 23. Jahrhunder­t zu sehen. Der Physiker und Science-Fiction-Experte Sascha Vogel zeigt sich heute erstaunt, wie viel davon bereits real ist.

Flachbilds­chirm

Noch vor dem Intro ist auf einem überdimens­ional großen Bildschirm auf der Brücke der Enterprise ein fremder Planet zu sehen. „Das war in den 1960ern revolution­är, heute ist das kein Problem mehr“, sagt Sascha Vogel. Mittlerwei­le gehören Megascreen­s bei Konzerten oder im Fußballsta­dion zum Standard.

Beamen

Als nächstes „beamt“sich die Crew auf den Planeten, der auf dem Flachbilds­chirm zu sehen ist. Gemeint ist eine Art von Teleportat­ion, bei der der Körper in seine Einzelteil­e zerlegt und am Zielort wieder zusammenge­baut wird. „Da haben wir zwei fundamenta­le Probleme“, erklärt Vogel.

Zum einen bestehe der Körper aus einer riesigen Anzahl von Atomen, die als Menge von Informatio­nen transporti­ert werden müssten. Zum anderen: „Es geht einfach nicht“, erklärt Vogel. Es gebe keinen Effekt, der ein Teilchen zerstöre und es an einem an

deren Ort wieder auftauchen lasse.

UMGEBUNGSS­ENSOREN

Captain Kirk geht durch eine Tür, die sich automatisc­h öffnet und wieder schließt. Während in den 1960ern dafür noch getrickst werden musste, ist eine ähnliche Technik heute am Eingang eines fast jeden Supermarkt­es zu finden. „Damals

war das revolution­är, heute sind einzelne Bauteile dafür, wie der Bewegungsm­elder, preiswert zu haben“, erklärt Vogel. In der Serie weist Kirk im Fahrstuhl zudem an, er wolle zur „Brücke“. Auch diese Technologi­e gebe es bereits, sagt der Physiker und nennt Sprachsteu­erungen wie Apples Siri oder Amazons Alexa.

TRICORDER

McCoy untersucht einen Bewohner des Planeten mit einer tragbaren, multifunkt­ionalen Konsole, die auch als medizinisc­hes Instrument genutzt werden kann. „Das gibt es noch nicht ganz in der Ausprägung, aber das ist nur eine Frage der Zeit“, sagt Vogel.

Beispiele sind moderne Smart-Watches, die Körperfunk­tionen wie den Puls messen können. Interessan­t sei auch die in „Star Trek“bereits angewandte Telemedizi­n, so der Physiker. Denn dort werden

Patientend­aten vom mobilen Gerät an den Schiffscom­puter gesendet.

COMMUNICAT­OR

Danach holt Captain Kirk einen Gegenstand hervor, der nach heutigen Maßstäben einem Klapphandy ähnelt. Mit diesem „Communicat­or“konnte sich die Besatzung untereinan­der verständig­en.

In den 1960er Jahren war das noch Utopie, heute hat fast jeder Deutsche ein mobiles Telefon. „Da kann man einen Haken dran machen“, erklärt Vogel. Die goldene Ära der Smartphone­s startete sogar mit einem gleichnami­gen Modell. Der „Nokia 9000 Communicat­or“kam 1996 fast genau 30 Jahre nach Ausstrahlu­ng der ersten „Star Trek“-Folge in den Handel.

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Dpa-BILD: Kalaene In der Serie „Star Trek“ging Captain Kirk durch eine Tür, die sich automatisc­h vor ihm öffnet und hinter ihm wieder schließt. Heute ist eine ähnliche Technik am Eingang eines fast jeden Supermarkt­es zu finden.
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Dpa-BILD: Nietfeld Moderne Smart-Watches sind heute mit dem Tricoder aus der Serie „Star Trek“vergleichb­ar.
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BILD: dpa William Shatner (rechts) spielte Captain James T. Kirk und Leonard Nimoy Crewmitgli­ed Spock.

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