Die Königsmacher sind wieder da
Die heikelste Phase des Bundestagswahljahres kommt noch. Sie beginnt am 26. September ab 18 Uhr, wenn die Stimmen ausgezählt werden und sich das Ergebnis abzeichnet. Wer dann mit wem?
Dass es knapp werden wird am kommenden Sonntag ist sicher; und es könnte sogar sein, dass sowohl der Erst- als auch der Zweitplatzierte für sich reklamiert, per Dreierbündnis eine Regierung bilden zu wollen. Dann sind die Königsmacher gefordert, diesmal Grüne und FDP.
Denn beide Parteien tauchen in den im Moment wahrscheinlichsten Koalitionsoptionen als gesetzt auf. Die Grünen haben in den vergangenen Wochen ihre große Chance verspielt, tatsächlich die Regierungschefin stellen zu können. Das realistische Ziel ist jetzt nur noch, stärkster Juniorpartner in der nächsten Bundesregierung zu werden. Alles andere wäre eine Mega-Überraschung. Die FDP strebt nun sogar den dritten Platz an. Typisch Liberale – läuft es gut, verwischt bei ihnen mitunter die Grenze zwischen Selbstbewusstsein und Überheblichkeit.
Gleichwohl ist bei dieser Wahl mehr möglich als bei anderen zuvor. Und für alle gilt: Besser auch schlecht zu regieren als gar nicht. Das ist ebenso personell begründbar – für viele Spitzenkräfte ist es die letzte Chance, ein Regierungsamt zu erlangen. Dass öffentlich zumindest nichts ausgeschlossen wird von Grünen und FDP, ist daher strategisch richtig.
Die Ausgangslage für die Findung einer neuen Regierung ist dadurch freilich so kompliziert wie noch nie. Schon vor vier Jahren lag fast ein halbes Jahr zwischen dem Wahltag und der Wahl der Kanzlerin. Gut möglich, dass Angela Merkel am 31. Dezember 2021 noch einmal eine Neujahrsansprache halten muss. Ihre dann wirklich letzte.
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