Barockkonzert macht Appetit auf die ganze Oper
Ausgewählte Suiten aus „Les Boréades“im Oldenburger Staatstheater vorgestellt
Oldenburg – Jean-Philippe Rameaus Opus summum und letztes Werk, die Oper „Abaris oder die Boreaden“hat eine seltsame Rezeptionsgeschichte hinter sich. Um es zu verkürzen: Am 2. Oktober wird die nun gültige Fassung zum ersten Mal integral in Deutschland im Oldenburger Staatstheater aufgeführt.
In einem Barockkonzert am vergangene Freitag mit dem Staatsorchester wurden ausgewählte Suiten aus „Les Boréades“vorgestellt, um Appetit die ganze Oper zu machen. Alexis Kossenko, ein ausgewiesener Spezialist für Rameaus Musik, dirigierte in einer ebenso ungewöhnlichen wie mitreißenden Weise beidhändig, mit wirklich vollem Körpereinsatz, diese Musterwerke der französischen Barockmusik. Um das Fazit vorwegzunehmen: Egal, welche klassische Musik und welche Opern man bevorzugt, diesen Höhepunkt des Rameauschen Schaffens sollte man sich gönnen. Die Orchestermusik ist ungemein dicht und variantenreich, die Streicher sind stärker als beim üblichen Barockorchester besetzt, und den Bläsern gibt Rameau, wie schon in anderen Werken, eine hervorgehobene Rolle im musikalischen Geschehen.
Klangbeispiele
Für das barocke Schlagwerk hat sich Oldenburg die Verpflichtung eines der weltbesten Virtuosen gegönnt: Michael Metzler aus Leipzig präsentierte in zwei Blöcken zwischen den Suiten-Abfolgen sein ausgebreitetes Schlagwerkzeug, das er teils nach hisauf torischen Gemälden nachbauen ließ. Alleine seinen auf Nachforschungen und eigene Versuche basierenden Erläuterungen mit Klangbeispielen machten den Abend vergnüglich und wertvoll. Aber auch die Stimmen einiger Protagonisten der anstehenden Premiere machten bei dieser konzertanten Aufführung neugierig auf das ganze Werk.
Konzertant gespielt lässt es besonders auf die Musik achten. Musikalisch steht Rameaus Oper ganz grob zwischen den Opern Lullys und Glucks. Der musikalische und melodische Reichtum überrascht, andererseits sind viele formale Aspekte der französischen Barockmusik gewahrt.
Kleinere Patzer
Das Staatsorchester und der für diese Aufgabe engagierte Alexis Kossenko ließen vor allem bei den Passagen, in denen der Sturm losbricht, erahnen, was in dieser Tragédie lyrique alles steckt. Noch waren kleinere Patzer nicht zu überhören, aber das wird sich bis zur Premiere sicherlich ausbügeln lassen.