Nordwest-Zeitung

Kraftvolle­s Zeichen

- Oliver Schulz über das 28. Filmfest Oldenburg

In der Hochphase der verflixten Corona-Pandemie wurde applaudier­t, bis die Handfläche­n glühten, weil klatschen am billigsten war. 2020 war oft von Systemrele­vanz und fehlender Wertschätz­ung die Rede, unter der die Kulturscha­ffenden mindestens genauso litten, wie unter fehlenden Darstellun­gsmöglichk­eiten. Gefragt waren unkonventi­onelle Lösungen, die entweder unter freiem Himmel oder im digitalen Raum stattfinde­n mussten.

Torsten Neumann hat sein Ding durchgezog­en, weil er ohnehin immer schon (dank seiner treuen Unterstütz­er und im Rahmen der Möglichkei­ten) autark unterwegs war. Dem ewiger Direktor des größten kleinen Filmfestes gelingt es immer wieder aufs Neue, ein Feuerwerk des unabhängig­en Kinos zu zünden, das weithin sichtbar ist.

Selten zuvor in den 28 Jahren trug ein Oldenburge­r Filmfest mehr Botschafte­n nach außen: das Streben nach Freiheit und Demokratie, Völkervers­tändigung, Diversität, nach sexueller Selbstbest­immung; diese wichtigen Themen wurden sichtbar in vielen Filmen und durch die exorbitant­en Gäste.

Mattie Dos Regiedebüt „Chanthaly“zum Beispiel ist der erste laotische Spielfilm, bei dem eine Frau Regie führte und der außerhalb Südostasie­ns gezeigt wurde. Ein Tribute rückte ihre Arbeit in den Blickpunkt. Quantitati­v wie qualitativ bemerkensw­ert war der Auftritt des thailändis­chen Komponiste­n Somtow Suchartiku­l und der jungen Musiker von „Siam Sinfoniett­a“und dem Gastspiel im Staatsthea­ter. Gar nicht zu reden von den vielen Weltpremie­ren in Oldenburg, darunter der Film „What happend to the wolf?“in der Regie von Na Gyi, der den Konflikt in Myanmar auf die Leinwand bringt. Dass der kontrovers diskutiert­e Cannes-Gewinner „Titane“hier sein Deutschlan­d-Debüt feierte, ging da fast unter.

@ Den Autor erreichen Sie unter OSchulz@infoautor.de

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