Kraftvolles Zeichen
In der Hochphase der verflixten Corona-Pandemie wurde applaudiert, bis die Handflächen glühten, weil klatschen am billigsten war. 2020 war oft von Systemrelevanz und fehlender Wertschätzung die Rede, unter der die Kulturschaffenden mindestens genauso litten, wie unter fehlenden Darstellungsmöglichkeiten. Gefragt waren unkonventionelle Lösungen, die entweder unter freiem Himmel oder im digitalen Raum stattfinden mussten.
Torsten Neumann hat sein Ding durchgezogen, weil er ohnehin immer schon (dank seiner treuen Unterstützer und im Rahmen der Möglichkeiten) autark unterwegs war. Dem ewiger Direktor des größten kleinen Filmfestes gelingt es immer wieder aufs Neue, ein Feuerwerk des unabhängigen Kinos zu zünden, das weithin sichtbar ist.
Selten zuvor in den 28 Jahren trug ein Oldenburger Filmfest mehr Botschaften nach außen: das Streben nach Freiheit und Demokratie, Völkerverständigung, Diversität, nach sexueller Selbstbestimmung; diese wichtigen Themen wurden sichtbar in vielen Filmen und durch die exorbitanten Gäste.
Mattie Dos Regiedebüt „Chanthaly“zum Beispiel ist der erste laotische Spielfilm, bei dem eine Frau Regie führte und der außerhalb Südostasiens gezeigt wurde. Ein Tribute rückte ihre Arbeit in den Blickpunkt. Quantitativ wie qualitativ bemerkenswert war der Auftritt des thailändischen Komponisten Somtow Suchartikul und der jungen Musiker von „Siam Sinfonietta“und dem Gastspiel im Staatstheater. Gar nicht zu reden von den vielen Weltpremieren in Oldenburg, darunter der Film „What happend to the wolf?“in der Regie von Na Gyi, der den Konflikt in Myanmar auf die Leinwand bringt. Dass der kontrovers diskutierte Cannes-Gewinner „Titane“hier sein Deutschland-Debüt feierte, ging da fast unter.
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