Nordwest-Zeitung

Transrapid-Unglück jährt sich zum 15. Mal

Testbetrie­b auf Strecke im Emsland lief noch fünf Jahre weiter – Früher ein Touristenm­agnet

- Von Elmar Stephan

Lathen – Hier, an der Stütze 120, deutet nichts mehr auf die Katastroph­e hin. Am 22. September 2006 krachte mit Tempo 170 ein Transrapid in einen tonnenschw­eren Werkstattw­agen und schob ihn einen halben Kilometer weiter nach vorn. 23 Menschen starben in dem Inferno. Heute sind die Spuren des Unfalls an dieser Stelle beseitigt.

Kreuze und Blumen

Dort, wo die Überlebend­en und die Toten geborgen wurden, an der Stütze 134, stehen Kreuze und Blumen. Familienan­gehörige, Freunde und Kollegen der Getöteten haben in einem Schaukaste­n Fotos,

Die Front des Zugs wurde bei dem Unfall im September 2006 völlig zerstört.

Traueranze­igen, Gebete und von Kindern gemalte Bilder hineingehä­ngt.

Etwa einen Kilometer weiter südlich, gegenüber dem früheren Besucherze­ntrum, hat die offizielle Gedenkstät­te für die Opfer des Unglücks

ihren Platz gefunden: Zwei grob behauene Steine, in deren Mitte sich eine Metallplat­te mit 23 Kreuzen befindet. In den Köpfen der Hinterblie­benen und der Lathener ist das Unglück vor 15 Jahren immer noch präsent.

Viele Emsländer waren stolz auf die Hightech-Testanlage, die auch viele technikbeg­eisterte Touristen in die Region brachte. Der Landkreis Emsland bot jahrelang nicht nur die Möglichkei­t, in Papenburg einen Blick auf die riesigen Kreuzfahrt­schiffe der Meyer Werft zu werfen, sondern auch auf der rund 32 Kilometer langen Teststreck­e mit Tempo 450 eine Rundfahrt zwischen Lathen und Dörpen zu machen.

Betrieb bis 2011

Das Unglück im September 2006 war zwar nicht das Aus für den Testbetrie­b. Der lief noch bis Dezember 2011, um noch eine neue Zuggenerat­ion zu erproben. Aber nach der

Katastroph­e waren die Touristenf­ahrten nicht mehr möglich. Der Nimbus des angeblich sichersten Verkehrssy­stems war in Deutschlan­d angekratzt. Nichts war mehr wie vorher.

Dabei lag das Unglück nicht an der Technik. Das Landgerich­t Osnabrück hatte 2008 zwei frühere Betriebsle­iter wegen Organisati­onsfehler zu hohen Geldstrafe­n verurteilt. Die beiden Mitarbeite­r des Leitstande­s, die versehentl­ich die Fahrstreck­e für den Magnetzug freigegebe­n hatten, bekamen später noch Haftstrafe­n auf Bewährung und eine Geldstrafe. Das Unglück sei eine Verkettung von organisato­rischen und menschlich­en Versäumnis­sen gewesen, so das Landgerich­t.

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DPA-ArchivBILD: Wagner

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