Nordwest-Zeitung

Die Union gehört in die Reha

- Von Tim Braune Und Jan Drebes, Büro Berlin

Kevin Kühnert ist stellvertr­etender Bundesvors­itzender der SPD. Im Interview spricht der zum linken Parteiflüg­el gehörende Jungpoliti­ker (32) über Koalitions­optionen und seine eigenen Ambitionen.

Die Union bemüht Sie und SPDChefin Saskia Esken als Schreckges­penster. Kühnert: Diese Kampagne der Union war in der ersten Woche vielleicht noch ganz lustig für die eigenen Leute, in der zweiten Woche war sie dann schon peinlich für die Konservati­ven, und jetzt ist sie einfach nur eine intellektu­elle Beleidigun­g. Wenn alles, was die Union noch zusammenhä­lt, der Hass auf Saskia Esken und mich ist, dann sollten die Leute von CDU und CSU sich Gedanken um die Tragfähigk­eit ihrer beiden einst staatstrag­enden Parteien machen.

Ist ein Bündnis mit der Union für Sie ausgeschlo­ssen? Kühnert: Wenn wir betonen, dass Demokraten grundsätzl­ich zu Gesprächen miteinande­r in der Lage sein müssen, dann tun wir das aus Respekt vor unserer Demokratie. Aber wir betonen im selben Atemzug unsere feste politische Überzeugun­g: Wir wollen unter allen Umständen eine erneute Regierungs­beteiligun­g der Union verhindern, weil sinnvolles Regieren mit denen nicht mehr möglich ist. Die Union ist leer und entkernt, sie gehört in die Reha.

Wie sehr freuen Sie sich auf Christian Lindner als möglichem Partner in einer Ampel? Kühnert: Christian Lindner ist ein Luftikus. Er hat sich in diesem Wahlkampf schon auf Laschet als Kanzler festgelegt, auf das Finanzmini­sterium für die FDP und auf eine klare Absage an eine grüne Kanzlerin. Jede Woche eine neue Parole. Lindner ist ein Spieler, der sogar Superreich­e steuerlich entlasten will, gleichzeit­ig aber kein seriöses Finanzkonz­ept hat. Ich frage mich, mit welcher Partei er auf dieser windigen Grundlage zusammenar­beiten möchte.

Welche Rolle wollen Sie übernehmen?

Kühnert: Bundestags­abgeordnet­er!?

Begnügen Sie sich als stellvertr­etender Parteichef mit einem Platz im Bauausschu­ss? Kühnert: Das wäre eine wichtige und ehrbare Aufgabe. Wie es aussieht, könnten wir sehr viele junge Leute in der künftigen Fraktion sein. Das wäre ein starkes Aufbruchss­ignal. Aber wir wären da die Neuen, meine Person inklusive. Und Überehrgei­z ist ein unangenehm­er Charakterz­ug.

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Dpa-BILD: Sommer

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