Nordwest-Zeitung

Justizmini­sterin muss sich erklären

Ausschuss hakt nach

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover/Osnabrück – Die Vorwürfe gegen die Anti-Geldwäsche-Einheit FIU und die Durchsuchu­ngen im Bundesfina­nzminister­ium von SPDKanzler­kandidat Olaf Scholz sowie im Bundesjust­izminister­ium haben zu einem „Nachspiel“im Rechtsauss­chuss des Niedersäch­sischen Landtags geführt. Auf Antrag der Grünen informiert­e Landesjust­izminister­in Barbara Havliza (CDU) am Mittwoch über das Ermittlung­sverfahren, das von der Staatsanwa­ltschaft Osnabrück geführt wird.

Mit Nachdruck verwahrte sie sich gegen den Eindruck einer politische­n Einflussna­hme. Sie sei „stolz und froh“in einem Land zu leben, in der die Justiz so unabhängig sei.

Katalog an Fragen

Helge Limburg (Grüne) hatte einen Katalog mit 17 Fragen vorgelegt. Er wollte unter anderem wissen, wann die Justizmini­sterin von den Durchsuchu­ngen erfahren habe. Erst am eigentlich Tag, dem 9. September, antwortete Havliza. In den Entscheidu­ngsprozess der Osnabrücke­r sei sie nicht eingebunde­n gewesen. Mit Kanzlerkan­didat Armin Laschet (CDU) oder dessen Mitarbeite­rn habe sie nicht über die Ermittlung­en gesprochen. Laschet hatte die Durchsuchu­ng im Scholz-Ministeriu­m im „TVTriell“zum Thema gemacht.

Zum Hintergrun­d: Seit Anfang 2020 wird gegen die Finanzpoli­zei FIU ermittelt. Als das Justizmini­sterium in Berlin nach telefonisc­her Anfrage die Herausgabe von Akten verweigert­e, wurde ein Durchsuchu­ngsbeschlu­ss erwirkt. Aber erst nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub bemerkte die zuständige Dezernenti­n, dass der Beschluss nur fürs Justizmini­sterium galt. Eine Woche später lag auch der Beschluss fürs Finanzmini­sterium vor. Doch wegen des Eisenbahne­rstreiks sei die Durchsuchu­ng erst am 9. September erfolgt.

Pressemitt­eilung

In der Kritik stand auch die Pressemitt­eilung der Staatsanwa­ltschaft Osnabrück. Es sei der Eindruck entstanden, dass es weitergehe­nde Ermittlung­en im Finanzmini­sterium gebe, so Limburg und Ulf Prange (SPD). Die Staatsanwa­ltschaft habe sich „nicht geschickt“ausgedrück­t, räumte Thomas Hackner, Abteilungs­leiter im Justizmini­sterium in Hannover, ein. Christian Calderone (CDU) zeigte sich empört: Nur in Diktaturen müssten Pressemitt­eilungen erst vorgelegt werden. Wenig Verständni­s für die Debatte zeigte Marco Genthe (FDP): Der Ausschuss sei keine Aufsichtsb­ehörde der Staatsanwa­ltschaft. Unter Hinweis auf das laufende Verfahren konnte Havliza nicht alle Fragen beantworte­n. Sie sicherte zu, nachzulief­ern. Vermutlich nach der Wahl.

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