Schlagabtausch kurz vor der Stichwahl
Jürgen Krogmann und Daniel Fuhrhop diskutieren über Bauen, Wohnen und Verkehr
Oldenburg – Wer steht als Oberbürgermeister künftig an der Spitze der Stadtverwaltung? SPD-Kandidat und Amtsinhaber Jürgen Krogmann, der meint, dass Oldenburg „einen erfahrenen Kapitän“benötigt?
Oder der parteilose und von den Grünen unterstützte Herausforderer Daniel Fuhrhop, der die Verwaltung „aus einem unternehmerischen Selbstverständnis heraus“und mit einem klaren Leitbild führen möchte? Am Dienstagabend trafen die beiden Kontrahenten im NWZ-Medienhaus aufeinander, um auf zahlreiche eingegangene Fragen von Leserinnen und Lesern zu antworten.
■ Verkehr
Den Nahverkehr in Oldenburg für die Nutzer kostenlos machen und über den städtischen Haushalt finanzieren, wie es der Nutzer „MoinMoin“über Youtube fragte, will keiner der beiden Kandidaten. „Ich glaube nicht, dass wir dadurch mehr Menschen in den Bus bekommen“, sagte Krogmann. Der ÖPNV müsse besser und attraktiver werden, in seiner Amtszeit sei das unter anderem durch eine bessere Anbindung des Umlands geschehen. „Das kostet die Stadt Geld, aber damit können wir Pendler überzeugen.“
Fuhrhop würde ebenfalls lieber in die Qualität und eine noch höhere Taktung investieren. „Ein kostenloses Angebot könnte ich mir allenfalls vom Bahnhof aus um den Innenstadtring herum vorstellen, so dass Menschen, die zum Einkaufen kommen, sich gar nicht ums Ticket kümmern müssten.“
Die Antworten auf die Frage von Jens Behrends, wie die Kandidaten zur geplanten Fliegerhorststraße stehen, zeigten klare Unterschiede auf. Fuhrhop sieht sie allein aufgrund der Kosten von
sechs Millionen Euro (dem städtischen Anteil) aus ökonomischer Sicht kritisch. „Das ist das doppelte des gesamten Budgets für den Radverkehr in einem Jahr.“Darum wolle er das Thema im neuen Rat neu diskutieren und andere, umweltschonendere Verkehrsalternativen prüfen – bis hin zu autonomen Fahrangeboten, wie es sie in Hamburg bereits gibt. Krogmann verwies auf den gültigen Ratsbeschluss, auch im neuen Rat sehe er keine Mehrheit gegen die Straße. „Ich halte sie auch für notwendig.“Es sei nicht zu verantworten, den zusätzlichen Verkehr, der durch die Fliegerhorstbebauung entsteht, komplett über die Alexanderstraße abzuwickeln.
■ Bauen
Eine regionale Planung, zum Beispiel von Wohngebieten, gemeinsam mit dem Umland, nach der Erhard Stammberger fragte, halten sowohl Krogmann als auch Fuhrhop für eine gute Idee. Zu Beginn seiner ersten Amtszeit sei ihm da in den Landkreisen „eine Abfuhr erteilt“worden, berichtete
der OB. Doch inzwischen gebe es dort neues Personal, weshalb man den Versuch erneut starten könne.
Den Trend zu verdichtetem Bauen führte Krogmann auf eine frühere Entscheidung von Rat und Verwaltung zurück, nur noch innerhalb des Autobahnrings Bebauung zuzulassen. Das habe zu einer Verknappung geführt. „Das lösen wir seit einigen Jahren auf, zum Beispiel durch den Fliegerhorst und das Gebiet am Bahndamm.“Zukünftig müsse man sich die Frage stellen, ob man weiterhin Grün im Inneren der Stadt überbauen oder
ob man Anreize schaffen wolle, auch in der Peripherie zu bauen. Dies müsse man auch verkehrlich abwägen.
Fuhrhop kritisierte die Art der Bebauung in manchen neuen Vierteln. „Die Qualität der Neubauten sollte eine andere sein.“Mehr urbane Dichte, also auch ein Mix aus Wohnen und Gewerbe, schaffe lebendige Stadtviertel und sorge für weniger Flächenversiegelung und mehr Lebensqualität.
■ Wohnen
Für die Schaffung von günsti
gem Wohnraum wollte Harald Bogumil wissen, ob die Stadt nicht mehr selbst bauen und vermieten sollte. Krogmann verwies darauf, in der GSG einen guten Partner zu haben, „die, obwohl sie nicht mehr gemeinnützig ist laut Gesetz, sich trotzdem daran hält.“Das könne sich ändern, wenn die Stadt selbst in den Markt einsteige. „Darüber hinaus müssten wir sehr viel Kapital aufwenden, um selber zu bauen. Das Geld würde uns fehlen für alle anderen Projekte.“
Fuhrhop verwies auf das Problem, dass bei privaten Trägern die Sozialbindung nach 20 Jahren ausläuft und Wohnungen dann teurer werden. Er würde als OB eine kommunale Wohnungsgesellschaft gründen, der man Grundstücke für bestimmte Projekte zuweisen könne, und darüber hinaus eine Wohnungsgenossenschaft. Gemeinwohlorientierte Wohnungsprojekte wolle er zudem besser fördern.
@ Das Video vom Oberbürgermeister-Duell in Oldenburg mit vielen weiteren Themen können Sie sich jederzeit online anschauen unter: www.ol.de/duell