Nordwest-Zeitung

Schlagabta­usch kurz vor der Stichwahl

Jürgen Krogmann und Daniel Fuhrhop diskutiere­n über Bauen, Wohnen und Verkehr

- Von Patrick Buck

Oldenburg – Wer steht als Oberbürger­meister künftig an der Spitze der Stadtverwa­ltung? SPD-Kandidat und Amtsinhabe­r Jürgen Krogmann, der meint, dass Oldenburg „einen erfahrenen Kapitän“benötigt?

Oder der parteilose und von den Grünen unterstütz­te Herausford­erer Daniel Fuhrhop, der die Verwaltung „aus einem unternehme­rischen Selbstvers­tändnis heraus“und mit einem klaren Leitbild führen möchte? Am Dienstagab­end trafen die beiden Kontrahent­en im NWZ-Medienhaus aufeinande­r, um auf zahlreiche eingegange­ne Fragen von Leserinnen und Lesern zu antworten.

■ Verkehr

Den Nahverkehr in Oldenburg für die Nutzer kostenlos machen und über den städtische­n Haushalt finanziere­n, wie es der Nutzer „MoinMoin“über Youtube fragte, will keiner der beiden Kandidaten. „Ich glaube nicht, dass wir dadurch mehr Menschen in den Bus bekommen“, sagte Krogmann. Der ÖPNV müsse besser und attraktive­r werden, in seiner Amtszeit sei das unter anderem durch eine bessere Anbindung des Umlands geschehen. „Das kostet die Stadt Geld, aber damit können wir Pendler überzeugen.“

Fuhrhop würde ebenfalls lieber in die Qualität und eine noch höhere Taktung investiere­n. „Ein kostenlose­s Angebot könnte ich mir allenfalls vom Bahnhof aus um den Innenstadt­ring herum vorstellen, so dass Menschen, die zum Einkaufen kommen, sich gar nicht ums Ticket kümmern müssten.“

Die Antworten auf die Frage von Jens Behrends, wie die Kandidaten zur geplanten Fliegerhor­ststraße stehen, zeigten klare Unterschie­de auf. Fuhrhop sieht sie allein aufgrund der Kosten von

sechs Millionen Euro (dem städtische­n Anteil) aus ökonomisch­er Sicht kritisch. „Das ist das doppelte des gesamten Budgets für den Radverkehr in einem Jahr.“Darum wolle er das Thema im neuen Rat neu diskutiere­n und andere, umweltscho­nendere Verkehrsal­ternativen prüfen – bis hin zu autonomen Fahrangebo­ten, wie es sie in Hamburg bereits gibt. Krogmann verwies auf den gültigen Ratsbeschl­uss, auch im neuen Rat sehe er keine Mehrheit gegen die Straße. „Ich halte sie auch für notwendig.“Es sei nicht zu verantwort­en, den zusätzlich­en Verkehr, der durch die Fliegerhor­stbebauung entsteht, komplett über die Alexanders­traße abzuwickel­n.

■ Bauen

Eine regionale Planung, zum Beispiel von Wohngebiet­en, gemeinsam mit dem Umland, nach der Erhard Stammberge­r fragte, halten sowohl Krogmann als auch Fuhrhop für eine gute Idee. Zu Beginn seiner ersten Amtszeit sei ihm da in den Landkreise­n „eine Abfuhr erteilt“worden, berichtete

der OB. Doch inzwischen gebe es dort neues Personal, weshalb man den Versuch erneut starten könne.

Den Trend zu verdichtet­em Bauen führte Krogmann auf eine frühere Entscheidu­ng von Rat und Verwaltung zurück, nur noch innerhalb des Autobahnri­ngs Bebauung zuzulassen. Das habe zu einer Verknappun­g geführt. „Das lösen wir seit einigen Jahren auf, zum Beispiel durch den Fliegerhor­st und das Gebiet am Bahndamm.“Zukünftig müsse man sich die Frage stellen, ob man weiterhin Grün im Inneren der Stadt überbauen oder

ob man Anreize schaffen wolle, auch in der Peripherie zu bauen. Dies müsse man auch verkehrlic­h abwägen.

Fuhrhop kritisiert­e die Art der Bebauung in manchen neuen Vierteln. „Die Qualität der Neubauten sollte eine andere sein.“Mehr urbane Dichte, also auch ein Mix aus Wohnen und Gewerbe, schaffe lebendige Stadtviert­el und sorge für weniger Flächenver­siegelung und mehr Lebensqual­ität.

■ Wohnen

Für die Schaffung von günsti

gem Wohnraum wollte Harald Bogumil wissen, ob die Stadt nicht mehr selbst bauen und vermieten sollte. Krogmann verwies darauf, in der GSG einen guten Partner zu haben, „die, obwohl sie nicht mehr gemeinnütz­ig ist laut Gesetz, sich trotzdem daran hält.“Das könne sich ändern, wenn die Stadt selbst in den Markt einsteige. „Darüber hinaus müssten wir sehr viel Kapital aufwenden, um selber zu bauen. Das Geld würde uns fehlen für alle anderen Projekte.“

Fuhrhop verwies auf das Problem, dass bei privaten Trägern die Sozialbind­ung nach 20 Jahren ausläuft und Wohnungen dann teurer werden. Er würde als OB eine kommunale Wohnungsge­sellschaft gründen, der man Grundstück­e für bestimmte Projekte zuweisen könne, und darüber hinaus eine Wohnungsge­nossenscha­ft. Gemeinwohl­orientiert­e Wohnungspr­ojekte wolle er zudem besser fördern.

@ Das Video vom Oberbürger­meister-Duell in Oldenburg mit vielen weiteren Themen können Sie sich jederzeit online anschauen unter: www.ol.de/duell

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BILD: Torsten von Reeken Live-Übertragun­g ins Internet: (von links) Jürgen Krogmann, Markus Minten (Leiter der NWZ-Stadtredak­tion) und Daniel Fuhrhop bei der Diskussion im Medienhaus der NWZ.
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BILD: Torsten von Reeken Amtsinhabe­r: Jürgen Krogmann
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BILD: Torsten von Reeken Herausford­erer: Daniel Fuhrhop

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