Zuverlässige Spieltechnik und dynamische Gestaltung
Amadeus Wiesensee begeistert mit Ludwig van Beethoven und Robert Schumann
Oldenburg – Nach der durch die Corona-Pandemie verursachten Pause konnte nun die beliebte Reihe „Große Pianisten im Kleinen Haus“, veranstaltet vom Verein der Musikfreunde und dem Oldenburgischen Staatstheater, erfolgreich weitergehen. Diese Konzertreihe ist schon für manchen jungen Pianisten ein hilfreiches und inspirierendes Podium auf dem Weg zu den großen Bühnen der Welt gewesen.
Mit Amadeus Wiesensee (*1993) war jetzt ein ausgezeichneter junger Künstler zu Gast. Für sein in zwei einstündigen Konzerten dargebotenes Programm hatte er bedeutende Meilensteine der Klaviermusik des frühen 19. Jahrhunderts ausgewählt: Ludwig van Beethovens letzte Klavierund Robert Schumanns große C-Dur Fantasie.
Filigrane Rhythmen
Amadeus Wiesensee verfügte über eine absolut zuverlässige Spieltechnik und ein großes Spektrum dynamischer Gestaltungsmöglichkeiten. Den fulminanten Beginn im düsteren, vorwärtstreibenden c-Moll gestaltete er bei Beethoven mit einer schier unbändigen Bewegungsintensität und mit punktgenauen dramatischen Zuspitzungen. Da mochte vielleicht die ein oder andere Oktave bei den thematischen Sequenzen nicht immer stimmig phrasiert sein, für das Gesamtbild war das aber nur marginal. Den Variationen zur Arietta des zweiten Satzes entlockte der Pianist mannigfaltige Klangfarben.
Dabei kamen die filigranen Rhythmen, Läufe und Triller bestens zur Geltung. Manch einer sieht in diesen Variationen die Verwandlung hin zu einer Ebene der überirdischen Transzendenz. Das ist aber von einem solch jungen Solisten noch nicht unbedingt zu erwarten.
Poetische Einstellung
Eine ausgefeilte Klangpoesie stand in Robert Schumanns C-Dur Fantasie an erster Stelle. „Durch alle Töne tönet im bunten Erdentraum, ein leiser Ton gezogen, für den der heimlich lauschet.“Dieses dichterische Motto von Schlesonate gel stellte der Komponist seinem Werk voran. Amadeus Wiesensee spielte den leidenschaftlichen Beginn der Fantasie mit großer Emphase. Er entfaltete ein vielfältiges Tableau an Klängen, stets auf der Suche nach dem „leisen Ton“, der immer wieder in Schumanns Werk anklang. Nach dem energischen zweiten Satz, mit seinen halsbrecherischen Sprüngen am Ende, gestaltete Wiesensee das langsam und getragen zu spielende Finale ebenfalls souverän. Er lauschte auf die überraschenden Harmoniewechsel und führte die beiden Gesangslinien zu beeindruckenden dynamischen Höhepunkten. Die innig dargebotenen Zugaben „Kind im Einschlummern“und „Der Dichter spricht“bezeugten zudem die poetische Einstellung dieses jungen, sehr talentierten Pianisten.