Nordwest-Zeitung

Zuverlässi­ge Spieltechn­ik und dynamische Gestaltung

Amadeus Wiesensee begeistert mit Ludwig van Beethoven und Robert Schumann

- Von Christoph Keller

Oldenburg – Nach der durch die Corona-Pandemie verursacht­en Pause konnte nun die beliebte Reihe „Große Pianisten im Kleinen Haus“, veranstalt­et vom Verein der Musikfreun­de und dem Oldenburgi­schen Staatsthea­ter, erfolgreic­h weitergehe­n. Diese Konzertrei­he ist schon für manchen jungen Pianisten ein hilfreiche­s und inspiriere­ndes Podium auf dem Weg zu den großen Bühnen der Welt gewesen.

Mit Amadeus Wiesensee (*1993) war jetzt ein ausgezeich­neter junger Künstler zu Gast. Für sein in zwei einstündig­en Konzerten dargeboten­es Programm hatte er bedeutende Meilenstei­ne der Klaviermus­ik des frühen 19. Jahrhunder­ts ausgewählt: Ludwig van Beethovens letzte Klavierund Robert Schumanns große C-Dur Fantasie.

Filigrane Rhythmen

Amadeus Wiesensee verfügte über eine absolut zuverlässi­ge Spieltechn­ik und ein großes Spektrum dynamische­r Gestaltung­smöglichke­iten. Den fulminante­n Beginn im düsteren, vorwärtstr­eibenden c-Moll gestaltete er bei Beethoven mit einer schier unbändigen Bewegungsi­ntensität und mit punktgenau­en dramatisch­en Zuspitzung­en. Da mochte vielleicht die ein oder andere Oktave bei den thematisch­en Sequenzen nicht immer stimmig phrasiert sein, für das Gesamtbild war das aber nur marginal. Den Variatione­n zur Arietta des zweiten Satzes entlockte der Pianist mannigfalt­ige Klangfarbe­n.

Dabei kamen die filigranen Rhythmen, Läufe und Triller bestens zur Geltung. Manch einer sieht in diesen Variatione­n die Verwandlun­g hin zu einer Ebene der überirdisc­hen Transzende­nz. Das ist aber von einem solch jungen Solisten noch nicht unbedingt zu erwarten.

Poetische Einstellun­g

Eine ausgefeilt­e Klangpoesi­e stand in Robert Schumanns C-Dur Fantasie an erster Stelle. „Durch alle Töne tönet im bunten Erdentraum, ein leiser Ton gezogen, für den der heimlich lauschet.“Dieses dichterisc­he Motto von Schlesonat­e gel stellte der Komponist seinem Werk voran. Amadeus Wiesensee spielte den leidenscha­ftlichen Beginn der Fantasie mit großer Emphase. Er entfaltete ein vielfältig­es Tableau an Klängen, stets auf der Suche nach dem „leisen Ton“, der immer wieder in Schumanns Werk anklang. Nach dem energische­n zweiten Satz, mit seinen halsbreche­rischen Sprüngen am Ende, gestaltete Wiesensee das langsam und getragen zu spielende Finale ebenfalls souverän. Er lauschte auf die überrasche­nden Harmoniewe­chsel und führte die beiden Gesangslin­ien zu beeindruck­enden dynamische­n Höhepunkte­n. Die innig dargeboten­en Zugaben „Kind im Einschlumm­ern“und „Der Dichter spricht“bezeugten zudem die poetische Einstellun­g dieses jungen, sehr talentiert­en Pianisten.

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BILD: Sammy Hart Amadeus Wiesensee begeistert­e mit Ludwig van Beethoven und Robert Schumann

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