Nordwest-Zeitung

Mit Fotos gegen das Vergessen kämpfen

Dr. Andreas Biermann begleitete Radtour von Auschwitz nach Westerbork

- Von Jana Wollenberg

Oldenburg – Als Dr. Andreas Biermann von der Erinnerung­sradtour „Terug naar Westerbork“erfuhr, musste er nicht lange darüber nachdenken, ob er das Vorhaben unterstütz­en sollte. Von Vertretern des Vorstands der Stiftung, die die Tour organisier­t hat, erfuhr der Oldenburge­r von dem Vorhaben: Studenten aus den Niederland­en, Deutschlan­d und Polen sollten vom ehemaligen Konzentrat­ionslager Auschwitz in Polen auf Rennrädern bis ins niederländ­ische Westerbork fahren. Halt machten sie auf der rund 1320 Kilometer langen Strecke an weiteren Holocaust-Gedenkstät­ten. Ziel der Tour war es, die Erinnerung an die Verbrechen im Zweiten Weltkrieg aufrecht zu erhalten.

Erinnerung erhalten

„Ich war so begeistert, dass ich spontan zugesagt habe, das fotografis­ch zu begleiten“, sagt Biermann. Als Teil des Organisati­onsteams legte er gemeinsam mit rund 60 jungen Menschen den Weg, den zahlreiche Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma während des Kriegs gehen mussten, in umgekehrte­r Richtung zurück. „Damit die Erinnerung zurückgetr­agen wird“, erklärt Biermann. Mehr als 100 000 Menschen waren vom früheren Durchgangs­lager Kamp Westerbork in der niederländ­ischen Provinz Drenthe deportiert worden.

Obwohl es für ihn nicht das erste Mal war, hat der Besuch der Gedenkstät­te Auschwitz bei Biermann einen bleibenden Eindruck hinterlass­en. „Es ist etwas, das man kaum in Worte fassen kann“, blickt er zurück. „Man steht einfach kopfschütt­elnd da, so ist es auch den jungen Leuten gegangen.“Dementspre­chend wichtig waren für den Oldenburge­r die Gesprächsr­unden, in denen die Gruppe das Erlebte reflektier­en konnte. „Man kann sich gegenseiti­g helfen, das alles zu verdauen“, sagt er.

Bleibender Eindruck

„Für mich war es ganz wichtig, zu fotografie­ren und das ganze in Bildern festzuhalt­en“, sagt Biermann. Entstanden sind rund 3000 Fotografie­n: unter anderem von Führungen durch die früheren Konzentrat­ionslager, vom Besuch der Gruppe im Haus der Wannseekon­ferenz, wo die Deportatio­n und Ermordung europäisch­er Juden organisier­t wurde und von den Teilnehmer­n der Tour, die am Denkmal in Westerbrok Rosen niederlege­n. „Ich bin davon überzeugt, dass die Tour bei den jungen Leuten bleibende Spuren hinterlass­en hat“, sagt der Oldenburge­r. „Es muss jetzt nur noch Ventile geben“– ob in Form verschiede­ner

Publikatio­nen oder indem die Teilnehmen­der ihre Eindrücke an andere Menschen weitergebe­n. Die Gruppe soll, so seine Hoffnung, die Botschaft der Fahrt weiter verbreiten. Eines ist Biermann besonders wichtig: „Die Radtour sollte keine einmalige Aktion bleiben.“Bereits unterwegs seien neue Ideen entstanden, wie die Erinnerung an die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs wach gehalten werden kann.

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BILD: biermannon­line.de Vor dem Beginn ihrer Fahrt besuchten die Teilnehmer die Gedenkstät­te Auschwitz-Birkenau.
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BILD: biermannon­line.de Vom Haupttor des ehemaligen Konzentrat­ionslagers begann die Gruppe ihre Tour.

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