Arbeitslose retten Walfangschiff
Sönke Allers Ideengeber für Bremerhavener Projekt – Forderung nach dauerhafter Pflege
Bremerhaven – Gute Nachrichten aus dem Museumshafen in Bremerhaven hatten in der Vergangenheit eher Seltenheitswert. Seit dort die Task Force Maritim im Einsatz ist, ändert sich das. Unter fachkundiger Anleitung renovieren oder sanieren zehn Langzeitarbeitslose die wertvolle Flotte des Deutschen Schifffahrtsmuseums. Monatelang sind sie auch auf dem Walfangschiff „Rau IX“tätig.
Der Walfangdampfer „Rau IX“ist kaum wiederzuerkennen: Es hat einen neuen Anstrich bekommen, marode Teile wurden ausgetauscht. Die große Zeltplane ist verschwunden, die jahrelang einen Bereich des Schiffes verdeckt hatte.
Senatorin lobt Allers
Von den Ergebnissen wollten sich am Mittwoch Bremens Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Dr. Claudia Schilling (SPD), und Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) gemeinsam mit weiteren Gästen einen Eindruck verschaffen. Mit an Bord ging auch SPD-Fraktionschef Sönke Allers. Er war es, der im Jahr 2019 die zündende Idee hatte, die Bremerhavener Beschäftigungsgesellschaft Unterweser (BBU) in das Projekt „Rettet die Rau IX“einzubinden. Dafür dankten Allers sowohl Senatorin Schilling als auch der Oberbürgermeister ausdrücklich.
Grantz bezeichnete die an Bord geleistete Arbeit als besondere Lebensleistung, auf die die Beteiligten jetzt und später stolz sein könnten.
Die denkmalgeschützte „Rau IX“hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Im Jahr 1939 in Bremerhaven als Walfangschiff ursprünglich für den Margarineproduzenten Walter Rau gebaut, wurde es
Diese Männer gehören zur Task Force Maritim. Ihr Auftrag in Bremerhaven: Die im Museumshafen liegende Flotte des Deutschen Schifffahrtsmuseums sanieren. Derzeit wird auf dem 82 Jahre alten Walfangschiff „Rau IX“gearbeitet.
Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (links) und Bremens Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Dr. Claudia Schilling (rechts), an Bord der „Rau IX“.
zunächst von der deutschen Marine beschlagnahmt und als U-Boot-Jäger eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mit dem Schiff Wale unter anderem vor Norwegen und Island gejagt. Schließlich ausgemustert, gehörte es im 1975 eröffneten Schifffahrtsmuseum von Anfang an zu den Attraktionen.
Für das Museum sei das Projekt mit den Langzeitarbeitslosen eine Möglichkeit, die „Rau IX“ohne eigene finanzielle Belastung wieder auf Vordermann zu bringen, sagte Dr. Lars Kröger, Projektleiter Museumshafen im DSM. Als nächstes soll sich das Team dem Feuerschiff „Elbe III“widmen, das aus Sicherheitsgründen
SPD-Fraktionschef Sönke Allers hatte 2019 die Idee zu der Task Force.
schon länger nicht mehr von Besuchern betreten werden darf.
Der Oberbürgermeister warf zugleich einen kritischen Blick zurück. „Im Museumshafen ist einiges schief gelaufen, das sich nicht wiederholen darf“, mahnte Grantz und hatte dabei fraglos den Abbruch des ehemaligen Großseglers
„Seute Deern“vor Augen. „Da sind laufend Zuständigkeiten hin und her geschoben worden. Das sollte keinesfalls noch einmal passieren“, warnte Grantz und kündigte an, dass man bemüht sei, innerhalb des Museums neue Strukturen zu schaffen.
Schiff ist 82 Jahre alt
Sönke Allers, der Ideengeber für die Task Force Maritim, sieht das offenbar nicht anders. „Als ich das Walfangschiff vor einigen Monaten genauer ansah, befand es sich in einem katastrophalen Zustand. Zum Glück verfügt das 82 Jahre alte Schiff aber über eine stabile Substanz, auf die aufgebaut werden konnte. „Vieles ließ sich neu erstellen – natürlich im historischen Kontext“, freute sich der SPDFraktionschef.
Ohne eine dauerhafte Pflege aller Museumsschiffe, so Allers, werde es aber auch in Zukunft nicht funktionieren.