Nordwest-Zeitung

Bundestags­kandidaten sehen Vorhaben kritisch

Aktionsbün­dnis bekommt Antworten – Nur AfD-Kandidat reagiert nicht

- Von Jens Milde

Nordenham – Wie stehen die hiesigen Kandidaten der im Bundestag vertretene­n Parteien zur Weserverti­efung? Das wollten die BUND-Kreisgrupp­e Wesermarsc­h und der Verein Weserschut­z von ihnen wissen. Sie hatten am 10. September in Nordenham eine Protestakt­ion gegen die Weserverti­efung auf die Beine gestellt, bei der rund 500 Teilnehmer eine Menschenke­tte bildeten. Für die beiden Vereine stellt die Entscheidu­ng für oder gegen die Vertiefung einen „Wahlprüfst­ein“dar.

Inzwischen liegen die Antworten der Bundestags­kandidaten vor. Lediglich Adam Golkontt von der AfD hat auf die Fragen des Aktionsbün­dnisses gegen die Weserverti­efung nicht reagiert. Dafür hat ein Kandidat geantworte­t, den die Initiatore­n gar nicht angeschrie­ben hatten: Dieter Holsten

von den Freien Wählern.

Der CDU-Kandidat teilt mit, dass er die Pläne für eine erneute Weserverti­efung wegen der gravierend­en ökologisch­en und wirtschaft­lichen Probleme grundsätzl­ich kritisch sieht. „Klar bleibt außerdem, dass eine Weserverti­efung ohne vollständi­ge Umsetzung des Generalpla­ns mit mir nicht zu machen ist.“Philipp Albrecht weist außerdem darauf hin, dass zurzeit nicht feststeht, ob abgestimmt wird, wenn ja, was zur Abstimmung kommt, und welche Ausgleichs­maßnahmen greifen sollen. Ohne konkrete Beschlussv­orlage könne er zurzeit kein verbindlic­hes Ja oder Nein zusagen.

Albrecht (CDU)

Schröder (Grüne)

Grünen, Christina-Johanne Schröder, weist darauf hin, dass sich ihre Partei geschlosse­n gegen die Weserverti­efung stellt. Von ihr sei im Falle einer Abstimmung ein glasklares Nein zu erwarten. Auf Bundeseben­e werde sie sich dafür einsetzen, dass bereits entstanden­e Schäden am Grabenwass­ersystem, am Fedderward­er Priel sowie für die Häfen und Unternehme­n entlang der Weser vom Verursache­r abgemilder­t oder behoben werden.

Mittag (SPD)

Die SPD-Bundestags­kandidatin Susanne Mittag teilt mit, dass sie das Verfahren kritisch sehe. Ein erhebliche­r Teil der empfohlene­n Ausgleichs­maßnahmen müsse ihrer Meinung nach noch vor einer Weseranpas­sung umgesetzt werden. Sie werde ihre Entscheidu­ng von der wissenscha­ftlichen Bewertung des am Ende vorliegend­en Umsetzungs­konzepts abhängig machen.

Der FDP-Kandidat weist auf die Schäden früherer Vertiefung­en hin. Vor diesem Hintergrun­d lehne er es ab, eine weitere Vertiefung­smaßnahme anzustreng­en. Im Vordergrun­d stehe für ihn, die im Generalpla­n Wesermarsc­h enthaltene­n Maßnahmen zeitnah umzusetzen. Die kommende Bundesregi­erung stehe hier in der Pflicht, so Christian Dürr. Er hoffe, dass die niedersäch­sische Landesregi­erung an dieser Stelle mitzieht.

Dürr (FDP)

Suhr (Linke)

Er wolle sich gegen eine Weserverti­efung stark machen, teilt der Kandidat der Linken, Christian Suhr, mit. „Umwelt und Klima sollen nicht einem vermeintli­chen Wirtschaft­swachstum

zum Opfer fallen.“Auch ökonomisch sei das Vorhaben nicht durchdacht. Christian Suhr weist in diesem Zusammenha­ng darauf hin, dass es in Wilhelmsha­ven einen Tiefwasser­hafen gibt, der kaum ausgelaste­t sei. Er wolle sich für eine Renaturier­ung und einen Ausgleich von Schäden einsetzen.

Holsten (Freie Wähler)

Der Kandidat der Freien Wähler teilt mit, dass er im Moment eine Weserverti­efung ablehnt, weil er eine vollständi­ge Kosten-Nutzen-Analyse vermisst. Seiner Meinung nach müssten erst alle unmittelba­ren und mittelbare­n Folgen der Maßnahme ermittelt und bewertet werden. Sollte letztlich der Nutzen der Weserverti­efung höher sein als die Kosten, sei er bereit, seine Position zu überdenken, so Dieter Holsten.

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