Nordwest-Zeitung

Todespfleg­er setzt sich über Interview-Verbot hinweg

Gefängnisl­eitung hatte Medienanfr­age abgelehnt – JVA beschränkt Högels Telefon-Zugang

- Von Christoph Kiefer

Oldenburg – Serienmörd­er Niels Högel hat das umstritten­e Telefonint­erview mit einer TV-Produktion­sfirma über den Kopf der Justizvoll­zugsanstal­t hinweg geführt. „Wiederholt­e TV-Interviewa­nfragen der Produktion­sfirma“habe die Anstaltsle­itung „im April und Mai dieses Jahres nach„diesen drücklich abgelehnt“, teilte die stellvertr­etende Leiterin der JVA Oldenburg, Anna Abraham, unserer Redaktion mit.

Högel und die Produktion­sfirma hätten daraufhin „offensicht­lich die Telefonmög­lichkeit des Gefangenen genutzt, um gleichwohl ein AudioInter­view zu realisiere­n“.

TV-Interviews von Gefangenen und Filmaufnah­men in einer JVA bedürften der Genehmigun­g der JVA und des Justizmini­steriums. „Durch das Zustandeko­mmen des Interviews mit der Produktion­sfirma filmpool Entertainm­ent GmbH sehen auch wir uns bewusst getäuscht und hintergang­en“, teilte die stellvertr­etenden JVA-Chefin mit.

Nach ersten Hinweisen vergangene­n Donnerstag auf Missbrauch“seien „die Telefonmög­lichkeiten des Gefangenen unverzügli­ch eingeschrä­nkt“worden. Die JVA bedauere die für Opfer und Hinterblie­bene als unerträgli­ch empfundene Veröffentl­ichung, sagte Anna Abraham. Die mediale Aufmerksam­keit verstärke „den Geltungstr­ieb und die Selbstinsz­enierung des Gefangenen“und sei „mit der Behandlung von Herrn Högel nicht vereinbar“.

Am Montag hatte der Streamingd­ienst TV-Now des Senders RTL eine Doku über den Komplex Högel veröffentl­icht. Neben vielen weiteren Beteiligte­n an dem Fall kommt darin der verurteilt­e Mörder selbst zu Wort. Zahlreiche Opfer-Vertreter hatten empört auf dieses Interview reagiert.

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