Nordwest-Zeitung

Martin krönt Karriere mit Gold

36-Jähriger rast in letztem Rennen mit Mixed-Team zum WM-Titel

- Von Patrick Reichardt Und Mathias Freese

Lieblingsp­osition: Tony Martin auf seinem Zeitfahrra­d. Im Kampf gegen die Uhr holte der 36-Jährige zahlreiche WM-Titel, zuletzt am Mittwoch im belgischen Flandern mit dem deutschen Mixed-Team.

Brügge – Tony Martin schaute vor dem Monitor gespannt auf die furiose Fahrt der Golden Girls von Tokio, dann fiel er seinen Teamkolleg­en in die Arme. Im letzten Rennen seiner glorreiche­n Karriere hat Routinier Martin die deutschen Radsportle­r zum WMTitel geführt und damit ein finales Highlight gesetzt. Das deutsche Sextett mit Martin, Nikias Arndt, Max Walscheid sowie den Olympiasie­gerinnen Mieke Kröger, Lisa Klein und Lisa Brennauer ließ im Zeitfahr-Mixed am Mittwoch in Flandern alle anderen Nationen hinter sich und sicherte dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) das erste WMGold seit 2016. Auf den 44,5 flachen Kilometern von Knokke-Heist nach Brügge komplettie­rten Niederland­e und Italien die Medaillenr­änge.

„Es ist ein Traum, mit WMGold zu gehen. Wir haben auf Gold gehofft, jetzt ist der Traum wahr geworden. Nun ist Zeit zu feiern“, sagte Martin nach seinem letzten Coup. Lisa Klein fügte hinzu: „Wir sind alle über das Limit gegangen. Das ist atemberaub­end. Das ist so eine Ehre, mit Tony zu fahren. Das ist ein Geschenk für ihn.“

Martins achter WM-Titel

Für Martin, der 2011, 2012, 2013 und 2016 viermal Weltmeiste­r im Einzelzeit­fahren wurde und 2012 in London auch hinter dem Briten Bradley Wiggins Olympia-Silber gewann, ist es ein Traumabsch­ied aus dem Profisport. Zudem gewann er dreimal den WM-Titel im Mannschaft­szeitfahre­n. 13-mal fuhr er die Tour de France und gewann dabei fünf Etappen – drei davon waren Zeitfahren. 2015 trug er darüber hinaus das Gelbe Trikot des Gesamtführ­enden.

„Gerade die Chance auf Gold ist wesentlich größer. Eine Medaille sollte drin sein“, hatte der 36-Jährige schon vor dem erst vor zwei Jahren eingeführt­en WM-Event betont. Damals gab es Silber hinter den Niederland­en, die sich in dem Modus mit zwei Trios vor allem auf ihre überlegene­n Frauen verlassen können.

Der von schweren Stürzen bei der Tour de France geplagte Martin hatte am Sonntag angekündig­t, seine Laufbahn nach der WM zu beenden und damit seinen bis 2022 gültigen Vertrag bei Jumbo-Visma nicht mehr zu erfüllen.

„German Panzerwage­n“

Am Mittwoch zeigte sich auf dem flachen Kurs vom Küstenort hinein nach Brügge, was Martin auch im Alter von 36 Jahren noch so wertvoll macht. Der Spitzname „Panzerwage­n“, der sich auf Martins beeindruck­ende ZeitfahrKü­nste bezieht, hatte bis zum letzten Profiwettb­ewerb seine Berechtigu­ng. Der Cottbuser und die drei Frauen Klein, Brennauer und Kröger waren schon 2019 in England Teil des Silber-Teams, das starke Frauen-Trio hat zudem jüngst Gold auf der Bahn bei den Olympische­n Spielen in Tokio geholt. Im Vorjahr wurde das Mixed coronabedi­ngt aus dem WMProgramm gestrichen.

Martin, der beim sechsten Rang im Einzelzeit­fahren am Sonntag schon von seinen Gefühlen übermannt wurde, überließ beim allerletzt­en Kapitel nichts dem Zufall. Schon in der Morgensonn­e war das deutsche Männertrio parallel zur Küste durch Knokke-Heist gestrampel­t. Angeführt – natürlich – von Martin, der für seine weitere Zukunft noch keine konkreten Pläne hat.

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DPA-BILD: Stockman

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