Nordwest-Zeitung

Tausende neue Windräder auf hoher See

Studie sieht erhebliche­s Potenzial für Erzeugung von Wasserstof­f mithilfe von Offshore-Anlagen

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

62,44 87,52 86,02 51,58 58,84 197,75 57,40 41,88 26,18 86,80 + 4,67% + 4,27% + 3,89% + 3,86% + 3,80% + 3,79% + 3,70% + 3,22% + 3,06% + 3,06%

– 7,03% – 2,58% – 2,23% – 2,01% – 2,00% – 1,76% – 1,48% – 1,41% – 1,32% – 1,14%

Hannover/Varel – Die Erzeugung von „grünem“Wasserstof­f durch Windenergi­e auf See hat nach Einschätzu­ng von Experten in Deutschlan­d ein riesiges Potenzial. Den Berechnung­en zufolge könnten jährlich über 1,2 Millionen Tonnen Wasserstof­f oder bis zu 44,2 Terawattst­unden (TWh) produziert werden, wie aus einer am Mittwoch in Hannover vorgestell­ten Analyse hervorgeht. Voraussetz­ung dafür aber ist: Diese Offshore-Windenergi­e muss auf mindestens 40 Gigawatt jährlich ausgebaut werden.

Die Studie

Die Stiftung Offshore-Windenergi­e hatte im Rahmen eines Förderprog­ramms die Studie beim Beratungsu­nternehmen Deutsche Windguard in Varel beauftragt. Stiftungsg­eschäftsfü­hrerin Karina Würtz überreicht­e das Werk an Niedersach­sens Umweltund Energiemin­ister Olaf Lies (SPD). Als Berechnung­sgrundlage diente das aktuelle maritime Raumordnun­gsprogramm, sagte Windguard-Geschäftsf­ührer Dennis Kruse. Demnach könnten in der Nordsee auf einer Fläche von mehr als 6000 Quadratkil­ometern Windräder installier­t werden; in der Ostsee stünden rund 300 Quadratkil­ometer

Ein Boot fährt durch den Offshore-Windpark „Nordsee 1“vor der ostfriesis­chen Insel Spiekeroog. Eine neue Studie sieht großes Potenzial für die Wasserstof­fproduktio­n aus Windenergi­e.

zur Verfügung. Lies sprach von einem realistisc­hen Szenario. „Es ist viel mehr Offshore-Windkraft möglich, als wir uns in Deutschlan­d bisher vorgenomme­n haben.“Zum Vergleich: Die Nationale Wasserstof­fstrategie sieht bis 2035/40 ein Wasserstof­fproduktio­nsziel von 28 TWh vor.

So ist der Stand

Derzeit erzeugen deutsche Windkrafta­nlagen auf See jährlich etwa 7,7 Gigawatt Strom, so Kruse. Das entspreche rund 1500 Offshore-Anlagen. Auf dem Land gibt es in

Deutschlan­d rund 30 000 Windkrafta­nlagen. Laut Studie könnte die Offshore-Windenergi­e sogar auf 60 Gigawatt ausgebaut werden. Die Strommenge würde 60 große Kohlekraft­werke überflüssi­g machen, sagte Lies. Wie viele weitere Windkrafta­nlagen dafür benötigt werden, hänge von der Leistung der einzelnen Anlage ab. Schätzunge­n zufolge könnten es 10 000 sein.

Wasserstof­f gilt als Hoffnungst­räger im Kampf gegen den Klimawande­l. Er könnte als Basis für Kraftstoff­e dienen, um die Nutzung von Öl, Erdgas und Kohle abzulösen.

■ Die Probleme

Um bis 2040 komplett auf erneuerbar­e Energien umzusteige­n, fordert der Minister mehr Tempo. Das Genehmigun­gsverfahre­n für Offshore-Windparks dauere sechs Jahre – besser seien sechs Monate. Experten sagen, es sei zu aufwendig, den Wasserstof­f auf hoher See aus Salzwasser zu gewinnen. Um die Menge an Strom und Wasserstof­f an Land zu bringen, seien Dutzende Leitungen erforderli­ch. Sie müssten durchs geschützte Wattenmeer verlegt werden. Neben dem Konflikt mit dem Naturschut­z gibt es auch großen

Flächenbed­arf für die wachsende Schifffahr­t.

Die Perspektiv­e

Die Offshore-Windenergi­e sei der Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele, zeigte sich Lies überzeugt. Die wirtschaft­lichen Chancen seien auch deshalb so groß, weil der Rohstoff Wind kein Geld koste. Sofort nach der Bundestags­wahl müssten die Weichen für den Ausbau gestellt werden. Der Nordwesten sei künftig das Tor für eine gesicherte Versorgung aus erneuerbar­en Energien, ist Lies überzeugt.

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Dpa-Archivbild: Wagner

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