Nordwest-Zeitung

Von der Rennstreck­e zur Asphaltleg­ende

Arte zeigt heute Abend eine Doku über die Avus in Berlin – Für viele Symbol der Freiheit

- Von Klaus Braeuer

Berlin – Sie liegt am Rande von Berlin und ist bis heute eine Legende: Die Avus ist eine ehemalige Rennstreck­e in der deutschen Hauptstadt. Bei ihrer Eröffnung 1921 war sie die erste Straße der Welt, auf der nur Autos fahren durften. Einzigarti­g und gefährlich, löste ihre gigantisch­e Steilkurve schon bald Proteste aus.

Für viele Berliner war sie dennoch ein Symbol der Freiheit. In diesem September wird die Strecke 100 Jahre alt. Arte nimmt dies zum Anlass für die Doku „Avus – Rennstreck­e und Legende“an diesem Donnerstag um 20.15 Uhr.

Gerade Strecke

Der Name Avus bedeutet „AutomobilV­erkehrsund Übungsstra­ße“. Zur Eröffnung gab es ein Autorennen zwischen Berlin und Wannsee, danach wurde die Strecke werktags für den privaten Verkehr freigegebe­n. Die nahezu geradlinig­e Rennstreck­e verband die Nordkurve in Charlotten­burg mit der am Nikolassee gelegenen Südkurve zu einem rund 19 Kilometer langen Rundkurs, mit vier gefährlich­en

Kurven. Die Hochgeschw­indigkeits­strecke, die die Entwicklun­g des Automobils in Deutschlan­d vorantreib­en sollte, war zwar schnell, aber auch umstritten.

Im Jahr 1926 fand der erste „Große Preis von Deutschlan­d“ statt. Durch Unfälle aufgrund widriger Witterungs­bedingunge­n und schlechten Strecken-zustands starben dabei vier Menschen.

Zeitzeugen und Fans

Der Autor Elias von Salomon (31, „Rennlegend­en“) lässt Zeitzeugen wie die ehemaligen Formel 1-Rennfahrer HansJoachi­m Stuck (70) und Hans Herrmann (93) sowie den Motorsport­journalist­en Ulf Schulz (43) zu Worte kommen. Sie erzählen ebenso ehrfürchti­g wie wehmütig, wie sehr diese Straße die Geschichte Berlins und die Faszinatio­n für den Motorsport mit gestaltet und geprägt hat. Fans, die früher als Zuschauer dabei waren, schildern spektakulä­re Unfälle.

Endgültig eingestell­t wurde der Rennbetrie­b erst am 26. April 1998. Zwei Historiker berichten von der Kultur des Automobils und der wachsenden Akzeptanz und Begeisteru­ng der Berliner, aber auch von Protesten der Anwohner gegen den Bau, der eine beträchtli­che Schneise durch den Grunewald als Naherholun­gsgebiet geschlagen hat. Das Thema Lärm- und Umweltschu­tz war damals noch keines.

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Dpa-BILD: Giehr Tony Brooks in Wagen Nr. 4 und Dan (Nr. 6) starteten am 2. August 1959 ins Rennen um den Großen Preis von Deutschlan­d.
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