Die Halligen – ein hartes Leben im Wattenmeer
Film zeigt, wie Gezeiten und die Gewalt des Meeres das Leben der Bewohner bestimmen
Pellworm – Wie lassen sich die Halligen im nordfriesischen Wattenmeer beschreiben? Vielleicht am besten als „dünn besiedelte Vogelschutzgebiete“. Wenige Menschen leben auf den häufig überschwemmten Halligen rund um die Insel Pellworm nahe der deutsch-dänischen Grenze, dafür aber umso mehr Vögel: Austernfischer, Nonnengänse, Sturmmöwen, Rotschenkel, Alpenstrandläufer, Schnepfen, Säbelschnäbler, Kiebitze oder Brandenten – um nur einige zu nennen. Allein 40 000 Ringelgänse befinden sich im April bisweilen auf der Hallig Südfall – neben etwa 20 menschlichen Bewohnern.
Die Doku „Die Halligen im Wattenmeer“, die Arte am kommenden Donnerstag, 30. September, ab 20.15 Uhr ausstrahlt, zeigt die für Vögel ziemlich paradiesischen dortigen Zustände. Für die Menschen hingegen ist es ein hartes Leben. Denn regelmäßig heißt es hier „landunter“: Dann überschwemmen Sturmfluten das nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegende Land. Die Häuser und Gebäude sind auf sogenannte Warften gebaut, künstlich aufgeschüttete „Siedlungshügel“.
In schönen Bildern zeigt der Film die besondere, flache Landschaft mit ihren Wasserläufen und Salzwiesen, Schafen und Vögeln, reetgedeckten Backsteinhäusern und weißen Zäunen. Er zeigt, wie die Gezeiten und Gewalten des Meeres das Leben der Menschen bestimmen. Um auf den Halligen glücklich werden zu können, sollte man also unbedingt Sinn für die Natur haben – so wie Ruth Hartwig-Kruse, Bürgermeisterin und Rangerin von Nordstrandischmoor, die vom Vogelreichtum der Insel schwärmt.
Neben den eindrücklichen Bildern und der Einsicht in eine ungewöhnliche deutsche Lebenswelt ist insbesondere der hier betrachtete Aspekt des Klimawandels für die Halligen interessant: Stichwort steigende Meeresspiegel. Die Hallig-Bewohner scheinen diesbezüglich aber (noch) relativ unbesorgt zu sein. Das Wasser bringt jedes Mal auch Sand und Schlick und fügt den Halligen wichtiges neues Sediment hinzu. So gilt bis auf Weiteres ein hier formuliertes und nur vermeintliches Paradoxon: „Die Hallig muss untergehen, um Bestand zu haben.“