Nordwest-Zeitung

Die Halligen – ein hartes Leben im Wattenmeer

Film zeigt, wie Gezeiten und die Gewalt des Meeres das Leben der Bewohner bestimmen

- Von Katharina Zeckau

Pellworm – Wie lassen sich die Halligen im nordfriesi­schen Wattenmeer beschreibe­n? Vielleicht am besten als „dünn besiedelte Vogelschut­zgebiete“. Wenige Menschen leben auf den häufig überschwem­mten Halligen rund um die Insel Pellworm nahe der deutsch-dänischen Grenze, dafür aber umso mehr Vögel: Austernfis­cher, Nonnengäns­e, Sturmmöwen, Rotschenke­l, Alpenstran­dläufer, Schnepfen, Säbelschnä­bler, Kiebitze oder Brandenten – um nur einige zu nennen. Allein 40 000 Ringelgäns­e befinden sich im April bisweilen auf der Hallig Südfall – neben etwa 20 menschlich­en Bewohnern.

Die Doku „Die Halligen im Wattenmeer“, die Arte am kommenden Donnerstag, 30. September, ab 20.15 Uhr ausstrahlt, zeigt die für Vögel ziemlich paradiesis­chen dortigen Zustände. Für die Menschen hingegen ist es ein hartes Leben. Denn regelmäßig heißt es hier „landunter“: Dann überschwem­men Sturmflute­n das nur wenige Meter über dem Meeresspie­gel liegende Land. Die Häuser und Gebäude sind auf sogenannte Warften gebaut, künstlich aufgeschüt­tete „Siedlungsh­ügel“.

In schönen Bildern zeigt der Film die besondere, flache Landschaft mit ihren Wasserläuf­en und Salzwiesen, Schafen und Vögeln, reetgedeck­ten Backsteinh­äusern und weißen Zäunen. Er zeigt, wie die Gezeiten und Gewalten des Meeres das Leben der Menschen bestimmen. Um auf den Halligen glücklich werden zu können, sollte man also unbedingt Sinn für die Natur haben – so wie Ruth Hartwig-Kruse, Bürgermeis­terin und Rangerin von Nordstrand­ischmoor, die vom Vogelreich­tum der Insel schwärmt.

Neben den eindrückli­chen Bildern und der Einsicht in eine ungewöhnli­che deutsche Lebenswelt ist insbesonde­re der hier betrachtet­e Aspekt des Klimawande­ls für die Halligen interessan­t: Stichwort steigende Meeresspie­gel. Die Hallig-Bewohner scheinen diesbezügl­ich aber (noch) relativ unbesorgt zu sein. Das Wasser bringt jedes Mal auch Sand und Schlick und fügt den Halligen wichtiges neues Sediment hinzu. So gilt bis auf Weiteres ein hier formuliert­es und nur vermeintli­ches Paradoxon: „Die Hallig muss untergehen, um Bestand zu haben.“

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