Laschet verweigert sich der Realität
Eine Szene aus dem Wahlkampf war bezeichnend für Armin Laschet. Auf die Frage, welche drei Punkte ihm politisch wichtig seien, fielen ihm nur zwei ein. „Digitalisierung“finde er sehr wichtig. Zudem wolle er Bürokratie abbauen. Bei der Nachfrage nach einem dritten Punkt musste er passen: „Joa, was machen wir noch ...“, so seine Antwort.
Diese Begebenheit macht das Dilemma der Union und somit von Laschet deutlich. Niemand wusste wirklich, was die CDU will. Die Grünen hatten das Klima als Wahlkampfhit, die SPD den Mindestlohn, die FDP die Digitalisierung. Der Union fiel nur der Griff in die Mottenkiste ein, indem sie vor Rot/ Grün/Rot warnte. Eigene Ideen für die Zukunft? Fehlanzeige!
Die Quittung für diese Einfallslosigkeit haben die Wählerinnen und Wähler der CDU und ihrem Kandidaten nun ausgestellt. Doch offenbar wollen das einige in der Partei, allen voran Laschet selbst, nicht anerkennen. Der Vorsitzende hält trotz allem daran fest, durch ein Jamaika-Bündnis die eigene politische Karriere retten zu können. Aus Laschets persönlicher Sicht mag das noch verständlich sein, denn er weiß ganz genau, dass ihm ansonsten das politische Aus droht.
Gefragt ist jetzt allerdings seine Partei. Jemand muss Laschet klarmachen, dass es vorbei ist. Denn sollte Jamaika noch zustande kommen, wäre die Union darin so geschwächt, dass Grüne und FDP die CDU in den Schatten stellen würden. Zudem gelänge den Christdemokraten in einer Regierung die dringend notwendige inhaltliche und personelle Neuaufstellung kaum in erforderlichem Maße.
Erkannt hat die missliche Lage, in der die Union steckt, übrigens CSU-Chef Markus Söder. Nach kurzer Bedenkzeit verneinte er ganz klar einen Machtanspruch von CDU/CSU. Der Mann denkt langfristig: In vier Jahren wird aller Voraussicht nach im Bund wieder gewählt. Dann könnte Söders Chance aufs Kanzleramt neu aufleben.
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