Nordwest-Zeitung

„Gute Gespräche über eine Ampel“

- Von Birgit Marschall Und Holger Möhle, Büro Berlin

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter (51) will ein Tempolimit 130 auf Autobahnen in den Gesprächen mit FDP, SPD und Union über mögliche Regierungs­koalitione­n nicht zur Roten Linie seiner Partei machen. Auf mehr Klimaschut­z pocht er natürlich trotzdem.

Herr Hofreiter, wer sind Ihre besten Freunde in der FDP? Hofreiter: Mit besten Freunden in der Politik ist das so eine Sache. Ich schätze viele Kollegen der FDP nach vier Jahren gemeinsame­r Opposition gegen die Große Koalition. Da lernt man sich kennen und merkt etwa in der Debatte über eine Reform des Wahlrechts auch, dass man auf einer pragmatisc­hen Ebene gut zusammenar­beiten kann.

Und in der SPD? Hofreiter: Wir Grüne haben traditione­ll gute Kontakte in die SPD. Deswegen gehe ich davon aus, dass wir auch gute Gespräche über eine AmpelKoali­tion haben werden.

Lieber Ampel als Jamaika? Hofreiter: Wir haben ja ein Votum der Wählerinne­n und Wähler: Die SPD liegt vorn und hat stark zugelegt, die Union hat stark verloren. Dieses Votum nehmen wir natürlich ernst. Hinzu kommt die Frage: Ist die Union mit ihren internen Querelen derzeit überhaupt verhandlun­gsfähig? Selbstvers­tändlich reden wir aber mit allen demokratis­chen Parteien.

Unterschre­iben die Grünen einen Koalitions­vertrag, in dem ein Tempolimit auf Autobahnen nicht steht? Hofreiter: Schöne Schlagzeil­e! Ich halte nichts davon, einzelne Maßnahmen zur Bedingung zu machen, das verkompliz­iert die Verhandlun­gen und wird unserer Aufgabe nicht gerecht. Es geht jetzt nicht um Spiegelstr­iche, sondern um einen Aufbruch für Klimaneutr­alität, Fortschrit­t und Gerechtigk­eit. Selbstvers­tändlich gehen wir mit unseren gesamten Positionen in diese Verhandlun­gen, dazu gehört auch ein Tempolimit 130 auf Autobahnen.

Sie haben nach der Wahl 2017 Jamaika mit sondiert und gesehen, wie es gescheiter­t ist. Welche Dinge dürfen sich nicht wiederhole­n? Hofreiter: Es braucht eine gemeinsame Idee statt Hunderter Spiegelstr­iche. Und den Willen, gemeinsam nach neuen Lösungen zu suchen. Wir müssen uns aufeinande­r einlassen und bereit sein, voneinande­r zu lernen, statt jeweils dem anderen zu erklären, dass er es nicht verstanden hat.

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Imago-BILD: Gärtner

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