Nordwest-Zeitung

Ermittlern gelingt Schlag gegen Automatens­prenger

Polizei entdeckt in Utrecht Trainingsz­entrum mit Geldautoma­ten – Taten in Region

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Osnabrück/Utrecht/EB – Immer wieder werden Geldautoma­ten in ganz Deutschlan­d gesprengt, auch im Nordwesten. Die Täter sind meist schnell auf und davon und hinterlass­en schwere Schäden. Zuletzt wurden zwei Geldautoma­ten der Volksbank in Oldenburg auf diese Weise gesprengt. Nun ist der Polizei nach eineinhalb Jahren Ermittlung­sarbeit offenbar ein Schlag gegen die Szene gelungen, der die Strukturen der Kriminelle­n trifft.

Bei einer Großrazzia im niederländ­ischen Dreieck Amsterdam, Utrecht und Den Haag sind am Dienstag drei Männer festgenomm­en worden. Die Verdächtig­en befinden sich laut Mitteilung der Polizei derzeit in Untersuchu­ngshaft in den Niederland­en und sollen nach Deutschlan­d ausgeliefe­rt werden. Insgesamt befinden sich im Zusammenha­ng mit dem Ver

Drei Männer wurden in den Niederland­en festgenomm­en, darunter auch der mutmaßlich­e Kopf der Bande.

fahrenskom­plex neun Beschuldig­te in Untersuchu­ngshaft. Erstmals sei es den Ermittlern bei dem Zugriff gelungen, in die Strukturen der Organisati­ons- und Logistikeb­ene solcher Tätergrupp­ierungen einzudring­en.

Die Ermittler fanden über 20 elektronis­che Kommunika

tionsgerät­e, zahlreiche Datenträge­r und Speicherme­dien, Täterbekle­idung, Tatwerkzeu­g und Tatmittel, darunter ein Fahrzeug und Sprenguten­silien. Auch eine Geldzählma­schine, 3500 Euro Bargeld sowie ein mobiles Blaulicht stellten die Beamten sicher. Die Ermittler erhoffen sich durch die

Beweismitt­el unter anderem weitere Hinweise im Hinblick auf die Zuordnung weiterer Taten, strukturel­le Verflechtu­ngen der Kriminelle­n, Auftraggeb­er und Hintermänn­er sowie Hinweise auf den Verbleib von Beute.

23 Beschuldig­te

Gemeinsam ermittelte­n die Strafverfo­lgungsbehö­rden beider Länder über gut eineinhalb Jahre verdeckt gegen verschiede­ne Täterbande­n mit wechselsei­tigen Beziehunge­n. Insgesamt wurden 23 Beschuldig­te ermittelt. Den Tätern werden bundesweit 15 Geldausgab­eautomaten­sprengunge­n vorgeworfe­n. Die Sachschäde­n sind so erheblich, dass sie in die Millionen gehen. Die Sprengunge­n ereigneten sich allesamt im Jahr 2020 in sechs Bundesländ­ern – vom hohen Norden bis tief in den Süden Deutschlan­ds. In

Niedersach­sen waren die Städte Itterbeck und Schüttorf betroffen.

Die Ermittler waren der Tätergrupp­e aus Utrecht im Februar 2020 auf die Schliche gekommen. Ein 29-Jähriger hatte bei einer im Osnabrücke­r Raum ansässigen Firma Geldautoma­ten in die Niederland­e bestellt – angeblich, um sie künstleris­ch zu nutzen.

Verdeckte Ermittlung­en

Die Staatsanwa­ltschaft Osnabrück schöpfte unter anderem durch Unregelmäß­igkeiten Verdacht. Über verdeckte Ermittlung­en wurden immer mehr Details der kriminelle­n Organisati­on bekannt. So stellten die Ermittler fest, dass die Tätergrupp­ierungen ein Trainingsz­entrum in Utrecht eingericht­et hatten, in dem an verschiede­nen Geldausgab­egeräten Sprengunge­n getestet wurden.

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BILD: Polizei

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