Man sieht sich immer zweimal
Was Werder Bremen und 1. FC Heidenheim zur Relegations-Revanche sagen
Enttäuschte Heidenheimer, tröstende Bremer: Werders damaliger Trainer Florian Kohfeldt umarmt am 6. Juli 2020 Norman Theuerkauf (ehemals Bremen). Auch Ömer Toprak (Zweiter von links) baut am Boden liegende Heidenheimer auf.
Bremen – Als Werder Bremen und der 1. FC Heidenheim sich das letzte Mal ganz nahe waren, dachten viele, die Wege würden danach weit auseinandergehen. Der Erstliga-Fast-Dino von der Weser spielte eine grauenhafte Saison 19/20, rettete sich aber in der Relegation gegen den Erstliga-Nobody von der schwäbischen Ostalb. Nach dem 0:0 und 2:2 (Werder blieb dank der Auswärtstorregel drin) wollten sie in Bremen alles besser machen. Und Heidenheim musste fürchten, nach einer Saison am sportlichen Maximum nicht so schnell wieder so nahe an den Aufstieg heranzukommen.
■
Das ist die Situation
Heute sind die beiden Vereine sich so nah wie nie zuvor. Werder machte es schlechter statt besser, stieg ab und erwartet an diesem Freitag (18.30 Uhr/ Sky) in Liga zwei als Tabellenzehnter
(11 Punkte) den Dritten Heidenheim (15 Zähler), der in der Vorsaison zwar nur Platz acht belegt, aber lange zur Spitzengruppe gehört hatte. Einen Favoriten vor dem Wiedersehen im Weserstadion auszumachen, ist daher kompliziert. Es ist vielmehr ein Duell auf Augenhöhe geworden.
■
Das sagt Werder
„Das ist eine Mannschaft, die über sehr viel Erfahrung in der 2. Liga verfügt und die sehr konstant auftritt. Sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen und wissen um ihre Stärken“, lobt Werder-Trainer Markus Anfang den Gegner. In jener Relegation war der Coach nicht beteiligt, damals coachte Florian Kohfeldt noch die Bremer. Anfang habe die Spiele damals aber im TV verfolgt, könne sich an „eine sehr knappe und spannende“Relegation erinnern, die gezeigt habe, dass die Unterschiede zwischen unterer 1. Liga und oberer 2. Liga nicht so groß seien. „Es wird für uns keine Rolle spielen, was in der Vergangenheit war. Beide Vereine wollen in die Zukunft schauen“, sagt Clemens Fritz, Leiter Profifußball. Dass es damals die eine oder andere Reiberei gab, wie die laute Heidenheimer Kuhglocke auf den Rängen, habe er schon wieder vergessen.
■
Das sagt Heidenheim
„Man wird jetzt daran erinnert. Aber für uns spielt das keine Rolle. Das ist lange her in der Fußballerzeit und längst abgehakt“, sagt Heidenheims Trainer Frank Schmidt. Dass das Club-Urgestein mit dem FCH schon wieder auf Platz drei stehe, freue ihn und zeige, dass sich die 2. Liga nicht planen lasse. „Wenn man die Umfrage gestartet hätte, wer die Mannschaften nach dem achten Spieltag auf den ersten drei Plätzen sind, dann hätte es vermutlich keinen gegeben, der das erraten hätte“, meint
Schmidt mit Blick auf das TopTrio Jahn Regensburg, FC St. Pauli und eben Heidenheim.
■
die Ultras sind zurück
Werder hofft derweil auf einen Schub von den Rängen. Die Ultras kündigten am Donnerstag an, erstmals seit Beginn der Pandemie zurück in die Ostkurve zu kehren. Im Weserstadion gilt die 2G-Regel, der Club rechnet mit 30 000 Fans. „Es ist schön, dass sich das in diese Richtung entwickelt. Wir sind über jeden Zuschauer dankbar. Wir sind dafür verantwortlich, den Funken auf die Tribünen überspringen zu lassen“, sagt Trainer Anfang. Fritz hofft, dass die Fans dem Team „einen kleinen Kick geben“. Dass die Arena nicht ausverkauft sein wird, liegt übrigens auch an Heidenheim. Aktuell geht Werder davon aus, dass der Dritte 30 Fans mitbringt. Es gibt eben Dinge, da sind Werder und Heidenheim doch nicht auf Augenhöhe.