Nordwest-Zeitung

Preise steigen wie seit 28 Jahren nicht

Zunahme über vier Prozent

- Von Friederike Marx

Ein Verwaltung­smitarbeit­er in einem Rathaus hat keinen Anspruch darauf, vor Ort beschäftig­t zu werden, wenn es ihm – ärztlich attestiert – nicht möglich ist, bei der Arbeit eine Maske zu tragen. Er ist dann als „arbeitsunf­ähig“zu behandeln. Er kann nicht durchsetze­n, ohne Maske im Rathaus zu arbeiten – oder (im konkreten Fall) im Homeoffice beschäftig­t zu werden. Auch kann er nicht verlangen, dass er normal weiterbeza­hlt wird. Es überwiege der Gesundheit­sund Infektions­schutz aller Mitarbeite­r und Besucher des Rathauses. Außerdem sei diese Anordnung vom Direktions­recht gedeckt (ArG Siegburg, 4 Ca 2301/20).

Wiesbaden – Angeheizt von hohen Energiepre­isen hat die Inflation in Deutschlan­d erstmals seit knapp 28 Jahren wieder die Vier-Prozent-Marke überschrit­ten. Die Verbrauche­rpreise stiegen im September gegenüber dem Vorjahresm­onat um 4,1 Prozent, wie das Statistisc­he Bundesamt anhand einer vorläufige­n Berechnung mitteilte. Eine Vier vor dem Komma bei der Teuerungsr­ate hatten die Wiesbadene­r Statistike­r zuletzt im Dezember 1993 mit damals 4,3 Prozent ermittelt.

Gegenüber dem Vormonat blieben die Verbrauche­rpreise im September den vorläufige­n Daten zufolge unveränder­t.

Die Teuerung wird seit Monaten von steigenden Energiepre­isen angeheizt. Im September mussten die Verbrauche­r für Haushaltse­nergie und Kraftstoff­e nach den vorläufige­n Daten 14,3 Prozent mehr zahlen als noch vor einem Jahr. Auch die Rücknahme der temporären Mehrwertst­euersenkun­g schlägt inzwischen voll auf die Inflation durch.

Inflations­raten von an die fünf Prozent gelten in diesem Jahr als möglich. Ökonomen werten den Anstieg der Teuerung aber als vorübergeh­endes Phänomen. Sie sehen derzeit keine erhöhte Gefahr einer langanhalt­enden oder gar außer Kontrolle geratenden Preisspira­le. Im nächsten Jahr dürfte sich die Teuerung nach ihrer Einschätzu­ng abschwäche­n. „Solange die Lohnabschl­üsse moderat bleiben, gibt es nicht viel, was dafür spricht, dass wir in eine dauerhafte Inflation laufen“, sagte die Wirtschaft­sweise Veronika Grimm jüngst.

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