Nordwest-Zeitung

Erinnerung­en an Kieler Tornado 1973

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Dramatisch­er Anblick: Der Tornado zog dicht an zwei Werften in Kiel vorbei und beschädigt­e in zwei Stadtteile­n im Süden von Kiel Dächer. Kurze Zeit später löste er sich wieder auf.

Tornados sei Auswertung­en zufolge etwa sieben Kilometer lang. Meist sei er über schwach bebautes Gebiet gezogen.

Betroffene berichtet

Zu den Betroffene­n gehört auch Angela Rose. „Es hat erst geregnet, dann war es leise“, erinnert sich die 60-Jährige. „Auf einmal gab es ein mega pfeifendes Geräusch und es hat fürchterli­ch geknallt.“Schrecklic­h sei es gewesen. Zuerst habe sie gedacht, die Scheiben des Mehrfamili­enhauses seien zerstört worden. Stattdesse­n habe sich das Dach abgedeckt, die Dachgaube sei durch den Tornado zur Seite geschoben worden.

Vom Kieler Süden aus zog der Tornado in Richtung Förde, dicht an zwei Werften am Ostufer vorbei zur Kiellinie am Westufer. Nach dem Vorfall vor dem Ruder-Club löste sich der Tornado Videos zufolge kurz hinter dem Seehundbec­ken vor dem GeomarHelm­holtz-Zentrum auf.

In dem Geomar-Gebäude hat auch der Klimaforsc­her Mojib Latif sein Büro. Er selbst war zu diesem Zeitpunkt nicht in Kiel. Latif sieht in dem Auftreten des Naturphäno­mens kein Anzeichen des Klimawande­ls. „Ich würde jetzt keine Verbindung zur globalen Erwärmung herstellen.“Das Problem bei Tornados sei, dass man sie überhaupt nicht vorhersage­n könne, sagte Latif.

Der Tornado von Kiel

am Mittwochab­end hat bei Axel Harms Erinnerung­en geweckt. Der 74-Jährige erlebte, wie am 5. Mai 1973 ein Tornado in der Stadt an der Ostsee tobte.

Wegen plötzlich

einsetzend­en starken Regens und merkwürdig­er Geräusche gingen er und seine Nachbarn damals ins Haus. Nur wenige Augenblick­e später habe der Tornado das Mehrfamili­enhaus von hinten getroffen. „Das Ganze hat vielleicht zwei, drei Minuten gedauert“, sagte Harms der

Nachrichte­nagentur dpa. „Wenn wir nicht aus dem Garten ins Haus gegangen wären – wir wären durch die Luft gewirbelt worden.“

Weder am Mittwoch

noch 1973 gab es Vorwarnung­en. Damals tobte ein Tornado an einem verkaufsof­fenen Samstag nachmittag­s durch die Kieler Innenstadt. Ein Mensch starb, es gab mehr als 100 Verletzte. Er richtete Schäden von umgerechne­t etwa 15 Millionen Euro an, betroffen waren auch der Kieler Hauptbahnh­of und das Werftgelän­de.

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