Die Folgen des Facebook-Desasters
Auch Instagram und WhatsApp sechs Stunden abgeschaltet – So profitierte die Konkurrenz
New York – Rund sechs Stunden ohne die sozialen Medien Facebook, WhatsApp und Instagram: Ein ungewöhnlich langer Totalausfall hat am Montagabend Milliarden Nutzern des Online-Netzwerks zugesetzt.
Die Gründe: Facebook erklärte die Störung mit einer fehlerhaften Konfigurationsänderung. Dadurch sei der Datenverkehr zwischen den Rechenzentren zusammengebrochen. Die Störung war so schwer in den Griff zu bekommen, dass Facebook der „New York Times“zufolge ein Team in sein Rechenzentrum im kalifornischen Santa Clara schicken musste, um einen „manuellen Reset“der Server zu versuchen. Facebook verwies darauf, dass von dem Ausfall auch interne Systeme betroffen gewesen seien – wodurch es länger gedauert habe, das Problem zu beheben.
Die Erklärung deckt sich mit Vermutungen von Experten, die von einem Fehler in der Netzwerk-Infrastruktur ausgingen. „Vereinfacht dargestellt: Die Dienste von Facebook, WhatsApp und Instagram sind noch da – aber es fehlt im Internet quasi die Verknüpfung dorthin“, erläuterte Rüdiger Trost von der IT-Sicherheitsfirma F-Secure. „Als hätte jemand auf einer Autobahn Ausfahrtsschilder zu den „Orten“Instagram, WhatsApp und Facebook entfernt.“
Die Reaktion: FacebookGründer und Konzernlenker Mark Zuckerberg entschuldigte sich in einem kurzen Beitrag bei den Nutzern. WhatsApp-Chef Will Cathcart versprach, man werde daraus lernen. Bei Facebook selbst seien neben der internen Kommunikationsplattform zum Teil auch digitale Türschlösser in Büros und andere vernetzte Technik ausgefallen, schrieb die „New York Times“weiter. Zwei namentlich nicht genannte IT-Sicherheitsexperten von Facebook sagten, eine Cyberattacke als Auslöser erscheine unwahrscheinlich. Offiziell erklärte das OnlineNetzwerk, man habe keine Hinweise darauf, dass auch Nutzerdaten betroffen gewesen seien.
Die Folgen: Die weitreichenden Folgen der Probleme bei nur einem Unternehmen lösten neue Rufe nach einer Zerschlagung des Konzerns aus. Allein wegen des Austauschs über den Ausfall schlug die Stunde von Twitter – und der Facebook-Konkurrent war sich dessen bewusst. „Hallo buchstäblich alle“, twitterte der Account des Kurznachrichtendienstes, auf dem sich über Stunden unzählige Facebook-Nutzer tummelten.
Twitter war am Montag voller Scherze darüber, wie das Verschwinden von Facebook alles auf einen Schlag besser gemacht habe. „Hoffentlich gehen Facebook, Instagram und WhatsApp nie wieder an“, twitterte Satiriker Jan Böhmermann. Der NSA-Enthüller Edward Snowden ergriff die Gelegenheit, um die Chat-App Signal zu empfehlen, die mehr Datenschutz biete.
Der Zeitpunkt: Für Facebook, das gerade in den USA unter politischem Druck steht, war der mehrstündige Ausfall eine blamable Krönung ohnehin schwieriger Wochen. Erst am Sonntag hatte sich die ehemalige Mitarbeiterin Frances Haugen als Whistleblowerin zu erkennen gegeben und dem OnlineNetzwerk vorgeworfen, Profit über das Wohl der Nutzer zu stellen.
Störungen, die auf Netzwerk-Fehler zurückgehen, gibt es im Web immer wieder mal. Anfang Juni waren zahlreiche Webseiten weltweit nach einer Störung bei einem CloudDienst rund eine Stunde nicht erreichbar. Damals betroffen waren unter anderem die Seite der britischen Regierung, die Plattform Reddit sowie die Nachrichtenportale des „Guardians“, der „New York Times“, der „Financial Times“und der französischen Zeitung „Le Monde“. Bei Facebook hatte es im Frühjahr 2019 einen großflächigen Ausfall gegeben, der dem Konzern zufolge auf einen Fehler bei der ServerKonfiguration zurückging.
Die Finanzen: Eine Frage ist, ob der Ausfall Facebook-Werbekunden veranlassen wird, über Alternativen nachzudenken. Viele kleine Unternehmen verlassen sich auf Facebook, um Kunden anzulocken. Für sie bedeutete die Störung verlorenes Geschäft.
Die Facebook-Aktie schloss am Montag mit einem Minus von rund fünf Prozent. Auch danach war das Unternehmen an der Börse noch 920 Milliarden Dollar wert. Das persönliche Vermögen von Zuckerberg schrumpfte nach Berechnungen des Finanzdienstes Bloomberg um mehr als sechs Milliarden Dollar. Am Dienstag legte der Börsenkurs zeitweise um 0,7 Prozent zu.