Nordwest-Zeitung

Anbaufläch­e für Kartoffeln geht zurück

Ernteergeb­nisse diesmal „zufriedens­tellend“– Niedersach­sen nun auch „Zwiebel-Land“

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover/Oldenburg – Niedersach­sen ist nicht nur „Kartoffel-Land“und „SpargelLan­d“, sondern inzwischen auch „Zwiebel-Land“. Die Anbaufläch­e für Sommerzwie­beln stieg um 14 Prozent auf 3500 Hektar, sagte der Präsident der Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen, Gerhard Schwetje, am Dienstag in Hannover bei der Vorstellun­g der Ernteergeb­nisse. Er sprach von einer „zufriedens­tellenden Ernte“der niedersäch­sischen Acker- und Futterbaub­etriebe in diesem Jahr. Beim Ertrag und der Qualität gebe es regional deutliche Unterschie­de. Die Ernte sei auch von den Auswirkung­en des Klimawande­ls geprägt.

Da es 2021 mehr regnete als in den Vorjahren, waren die Startbedin­gungen für Ackerkultu­ren und Gräser gut. Der Niederschl­ag war aber ungleich verteilt. Ein Beispiel: In Wittmundha­fen (Ostfriesla­nd) wurde Ende September ein Plus von 242 Litern pro Quadratmet­er gemessen (September 2020: minus 121 Liter); für Lüchow im Wendland lautet die Bilanz minus 267 Liter (2020: minus 399 Liter).

Das Wetter

Getreide

Die Getreideer­nte fiel nach Ermittlung­en des Landesamts für Statistik mit gut 5,4 Millionen Tonnen (ohne Körnermais) leicht höher aus als 2020, so Schwetje. Der Durchschni­tt der vergangene­n fünf Jahre wurde um 3,5 Prozent verfehlt. Während die Anbaufläch­e für Winterweiz­en, Roggen und Körnermais ausgedehnt wurde, sank die Anbaufläch­e für Sommerweiz­en (minus 42 Prozent) und Braugerste (minus 29 %) deutlich. Hintergrün­de sind die Witterung, aber auch der gedrosselt­e Bierkonsum während der CoronaPand­emie. Im Schnitt hätten die Getreidepr­eise gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent zugelegt, sagte Schwetje.

Dass in Niedersach­sen mehr Raps angebaut werde, habe ebenfalls mit deutlich besseren Preisen zu tun. Die Anbaufläch­e stieg im zweiten Jahr in Folge auf 79 500 Hektar. Beim Mais habe die Ernte begonnen. Hier rechnet die Kammer mit guten Erträgen. Die Betriebe könnten endlich wieder Futterrese­rven für ihre Rinderherd­en aufbauen.

Raps / Mais

Kartoffeln

Das kühle und regenreich­e Frühjahr sorgte für Probleme. Die Schauer begünstigt­en die Ausbreitun­g der Kraut- und Knollenfäu­le. Erstmals ging die Anbaufläch­e auf gut 122 000 Hektar zurück. Dennoch wachsen in Niedersach­sen weiterhin 45 Prozent aller deutschen Kartoffeln. 2020 war der Absatz von Industriew­are

für die Chips- und Pommes-Produktion stark ins Stocken geraten.

Grünland

„Viel Masse, aber wenig Klasse“, sagte Schwetje zur Qualität der Pflanzen. Dank der Niederschl­äge hätten die Milchviehb­etriebe deutlich mehr Pflanzenma­sse als Grundfutte­r einlagern können; die Qualität

der Grassilage lasse allerdings zu wünschen übrig.

Ökolandbau

Gut 2200 der mehr als 35000 landwirtsc­haftlichen Betriebe in Niedersach­sen betreiben aktuell Ökolandbau. In den zurücklieg­enden fünf Jahren hat die ökologisch bewirtscha­ftete Fläche um 80 Prozent zugenommen und macht mittlerwei­le 5,2 Prozent der landwirtsc­haftlichen Nutzfläche aus. Bis 2025 sollen es zehn Prozent sein. Fachbereic­hsleiter Ulrich Klischat wies auf die hohen Pachtpreis­e hin, die vielerorts eine Kreislaufw­irtschaft behinderte­n. Nach wie vor niedrig sei die Nachfrage nach Schweinefl­eisch aus ÖkoBetrieb­en. Je mehr Höfe umstellen, desto schwierige­r werde die Nährstoffg­ewinnung.

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Dpa-BILD: Schulze Erntehelfe­r sortieren Kartoffeln. Erstmals geht in Niedersach­sen die Anbaufläch­e für Kartoffeln zurück.

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